Geistig vertikal: Zumthors Museum Kolumba bekommt Preis
Von der katholischen Kirche als Institution ist Peter Zumthor zwar nicht überzeugt, sein Museum Kolumba begeistert jedoch umso mehr. So sehr, dass es im November zum Museum des Jahres gekürt wurde. Heute findet die Preisverleihung statt.
Eigentlich ist es ein Raritätenkabinett für Kunst unterm Kruzifix, das der Schweizer Architekt vor ein paar Jahren mitten in Köln realisierte. Architekten liebten seine warmen, grauen Ziegelwände, die Tageslichtführung und die bodentiefen Glasfronten, die die Trennungslinien zwischen innen und aussen verwischen, schon immer. Nun hat es auch die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) ins Herz geschlossen.
Die AICA-Juroren loben die sprichwörtliche Beschaulichkeit, die Erziehung zur Langsamkeit, die das Museum Kolumba bietet. Es ist über die Stadtgrenzen Kölns hinaus ein Begriff – nicht zuletzt wegen seiner beeindruckenden Sammlung ebenso wie wegen des besonderen Ausstellungskonzepts, das moderne neben mittelalterliche Sakralkunst stellt. Ohne Beschriftung, einfach nur zum Anschauen. Kunsthistoriker und interessierte Laien bekommen natürlich ein Begleitheft, wenn sie möchten.
Das neue Museum, das 2007 eingeweiht wurde und aus der Institution des Erzbischöflichen Museums von 1853 hervorging, steht am Ort einer im Weltkrieg zerstörten Kirche, die als Namensgeber diente: St. Kolumba. Deren Ruinen aus Tuffstein und Basalt gibt es ebenfalls im Innern zu besichtigen. Gottfried Böhm, ein ebenfalls bedeutender Architekt, hatte nach dem Krieg hier als Ersatzkapelle seine “Madonna in den Trümmern” erbaut. Zumthor vereinte alle in einem Gebäude, um die geschichtliche Kontinuität des Ortes fortzuschreiben. Seit 2008 hat das Museum Kolumba zahlreiche Architekturpreise gewonnen.(tw)