Futuristischer Wohntraum löst sich auf
Ein Juwel für Architekturfreunde hätte in Küsnacht ZH entstehen können. Doch soweit kommt es nicht. Die Doppelvilla nach einem Entwurf von Stararchitektin Zaha Hadid wird nicht gebaut.
Auf www.zaha-hadid.com steht sie: die Luxusvilla in Küsnacht an der Zürcher Goldküste. Einen anderen Standort als das Internet wird es für das futuristische Bauwerk kaum geben. Denn das Villenprojekt aus der Feder der britisch-irakischen Stararchitektin mit 2000 Quadratmetern Wohnfläche ist laut einem Bericht des Tages-Anzeigers gestorben. Der Zürcher Immobilienberater Adrian Bratschi, der es betreute, habe die Pläne für den Bau beerdigt, heisst es. Wie Adrian Weiss, Geschäftsführer des Bratschi Office, gegenüber der Zeitung ausführt, wurde das Projekt nicht weiter verfolgt, weil die Villa nicht wie gewünscht realisiert werden konnte. Wer die Residenz sein eigen nennen wollte, hätte zwischen 30 und 40 Millionen Franken hinblättern müssen. Somit wären nur Superreiche als künftige Bewohner in Frage gekommen.
Zug lässt grüssen
Die „Seefeldisierung“ oder „Zugisierung“ der Goldküste läuft schon lange: War hier einst vor allem der Mittelstand zu Hause, sind es heute immer öfter die sehr gut Betuchten. 20 der 70 Reichsten des Kantons residieren gemäss dem Wirtschaftsmagazin „Bilanz“ am rechten Zürichseeufer. Im Falle Küsnachts machen – wie wie in anderen Orten am See auch – das ländliche Flair, die Nähe zu Stadt und Flughafen das Dorf beliebt. Die Grundstückspreise sind gestiegen, wer sich hier niederlässt geniesst zwar die Lage, beteiligt sich aber kaum am öffentlichen Leben.
Um diesem Umstand entgegen zu wirken, haben manche Gemeinden subventionierte Wohnbauprojekte ins Leben gerufen oder versuchen mit anderen Massnahmen dafür zu sorgen, dass der Mittelstand bleibt. Vergangenes Jahr machte Zollikon von sich reden, weil die Gemeinde Familien und Alleinzerziehende mit einem Zuschuss an die Miete halten wollte. Doch auch wer Geld bringt, dem stehen, was das Bauen anbelangt, nicht alle Möglichkeiten offen. So sorgte der russische Milliardär Vasily Asiminov für Ärger, als er eine bombastische Villa mit Orangerie und unterirdischer Wellnesslandschaft – ein Entwurf von ETH-Professor Hans Kollhoff – errichtete und mittels Druck und Geld die Nachbarn dazu bringen wollte, weiteres Land an ihn abzugeben.
Dass in manchen Gemeinden zuviel zuviel ist, dürfte wohl mit ein Ausschlag für das Aus der Hadid-Villa gegeben haben. Und möglicherweise lassen sich solche Nobelbauten doch nicht so gut verkaufen. Denn auch das Projekt Avalon, ebenfalls eine Luxusresidenz der Sonderklasse, wurde nicht gebaut. Den Preis von 20 Millionen Franken wollte offenbar keiner bezahlen. (mai)
Bilder und Beschreibung von Zaha Hadids Küsnachter Villa gibt es hier: www.zaha-hadid.com
Link zum Artikel im Tages-Anzeiger: www.tagesanzeiger.ch