Fussballstadion Aarau: Hochhäuser statt Einkaufszentrum
Der geplante Neubau des Fussballstadions Aarau auf dem Torfeld Süd verzögert sich erneut. Aus wirtschaftlichen Gründen wird auf den Bau eines Einkaufszentrums als Querfinanzierung verzichtet. Stattdessen sollen drei Hochhäuser gebaut werden.
Für das Stadionprojekt im Gebiet Torfeld Süd der Stadt Aarau aus der Feder der Burkard Meyer Architekten aus Baden liegt seit letzten Jahr eine rechtskräftige Baubewilligung vor. Dennoch dauert es noch ein Weilchen bis zum Anpfiff. Denn das Projekt muss angepasst werden, wie Generalunternehmer HRS Real Estate AG und die Stadt Aarau gestern bekanntgaben. Konkret wird es kein Einkaufszentrum geben. Dieses war als Querfinanzierung geplant gewesen. Gemäss Vertrag wird die Stadt das fertiggestellte Stadion für 36 Millionen Franken vom Generalunternehmer kaufen. Weil der Bau eines Stadions jedoch einiges mehr kostet, war als Restfinanzierung das Einkaufszentrum geplant gewesen. „Wegen des boomenden Online-Handels, sinkender Margen und geänderter Expansionspläne der Detailhändler kann diese aktuell am Markt nicht erzielt werden“, heisst es in einer Mitteilung.
Drei Hochhäuser als neue Querfinanzierung
Aus diesem Grund ging HRS Real Estate nochmals über die Bücher und hat nun einen Plan B parat: Die benötigte Restfinanzierung soll über Wohn- und Gewerbebauten erfolgen – so, wie das beim Zürcher Hardturmstadion angedacht ist. Das heisst: Das Aargauer Fussballstadion wird in der bisherigen Form und Grösse gebaut, aber um sieben bis acht Meter tiefergelegt. Neben dem Stadion entstehen der bisher vorgesehene Längsbau im Süden sowie neu drei Hochhäuser im Osten mit einer Höhe von bis zu 75 Meter. Um diese Idee umsetzen zu können, hat die Generalunternehmung jüngst ein angrenzendes Grundstück dazugekauft. Ein Richtprojekt solle in den nächsten Monaten zeigen, wie die verschiedenen Gebäude angeordnet werden könnten, heisst es. Läuft alles nach Plan, könnte der Anpfiff für das erste Spiel im neuen Stadion 2021 erfolgen.
Revision der Bau- und Nutzungsordnung nötig
Der geplante Bau der Hochhäuser sowie die darin vorgesehene Wohnnutzung setzt eine Anpassung der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) der Einwohnergemeinde Aarau voraus. Deshalb leitet der Stadtrat laut Mitteilung parallel zur Gesamtrevision eine separate Teilrevision für den Ostbereich des Torfelds Süd ein. Ein entsprechendes Mitwirkungsverfahren läuft ab 12. Mai. Die Teilrevision sehe vor, dass die drei Hochhäuser nur bewilligt werden, wenn auch das Stadion gebaut werde. Bis Ende Jahr sollen sowohl die Gesamt- als auch die Teilrevision der BNO dem Einwohnerrat zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Breite Unterstützung für Plan B
Der Stadtrat ist der Meinung, dass die zusätzliche Projektentwicklung „städtebaulich sinnvoll“ ist. Sie entspreche der Gesamtstrategie für die räumliche Entwicklung der Stadt Aarau mit dem Schwerpunkt Innenentwicklung und setze eine Akzentuierung des Raums entlang des Gleisfelds. „Das neue Projekt hätte zudem eine positive Auswirkung auf das Verkehrsaufkommen, würde dieses doch durch den Verzicht auf das Einkaufszentrum entscheidend reduziert.“
Vom Verwaltungsrat der Stadion Aarau AG erhält der Plan B ebenfalls Unterstützung. Er biete eine „valable und mit zahlreichen Vorteilen versehene Alternative“ zum bewilligten Projekt. Ausserdem sichere es nicht nur die benötigte Restfinanzierung, sondern sorge auch für weniger Verkehr, eine erleichterte Besucherführung von und zum Stadion sowie für betriebliche Vorteile aufgrund der Tieferlegung.
Weniger begeistert ist der Direktbetroffene: der FC Aarau. Er hätte sich eine schnellstmögliche Realisierung des bisherigen gewünscht. Die Verwaltungsräte zeigen jedoch „Verständnis für die aktuelle wirtschaftliche Situation“ und hoffen, dass die nötigen Verfahren für den alternativen Plan B zeitgerecht umgesetzt werden. Denn es gehe beim neuen Fussballstadion vor allem auch um die finanzielle und sportliche Zukunft des FC Aarau. (mt/pd)