Forschung auf Tiefstand
Meere bedecken 71 Prozent der Erdoberfläche. Über den grössten Teil davon, vor allem über die Tiefsee, weiss man nur wenig. Das Kieler Leibnitz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-Geomar) befasst sich mit der Erforschung dieser unbekannten Gebiete und arbeitet zurzeit an einem Tiefseeobservatorium, dem MoLab.
Quelle: zvg
Das Tiefsee-Observatorium wird mit Hilfe von Robotern installiert.
Schon vor hundert Jahren hat Jules Verne ähnliche Visionen gehabt und seine Leser und mit seinen heute noch verblüffenden Visionen fasziniert im Roman "20'000 Meilen unter dem Meer" die Fantasie seiner Leser beflügelt. Und auch die seit 1960 nie mehr erreichte Tauchtiefe von Jacques Piccard von 10916 Metern im Marianengraben bei einem Wasserdruck von 1100 bar, ist eher eine faszinierende Rekordleistung, eine Heldentat als eine systematisch einzuordnende Leistung der Tiefseeforschung.
Während sich die Tiefseeforschung früher auf von Schiffen in tiefe Sphären heruntergelassenen Apparaten stützte und damit eigentlich nur „Momentaufnahmen“ machen konnte, hielt immer mehr auch aufwendige Robotik bei der Tiefseeforschung Einzug. Trotz tiefseetauglicher, bemannter, autonomer Fahrzeuge und Gondeln hat man von der Vorstellung Abschied genommen, dass die Tiefsee mit bemannten Stationen oder Untersee-Fahrzeugen erschöpfend erforscht werden kann.
Mit dem MoLab soll sich dies zumindest teilweise ändern. Die Idee für dieses Tiefseeobservatorium orientiert sich nicht an einem kompakten Observatorium oder Labor mit einem relativ bescheidenen Wirkungsfeld. Vielmehr besteht das MoLab aus einem Verbund verschiedenster Geräte, die je nach wissenschaftlichen Erfordernissen flexibel zusammengestellt, platziert, gruppiert und schnell an neue Aufgaben angepasst werden können. Diese Forschungsmodule können während Monaten auf mehreren Quadratkilometern Meeresboden verteilt relevante biologische, physikalische, chemische und geologische Daten sammeln. MoLab soll eine Lücke schliessen zwischen zwar geplanten, aber sehr kostspieligen und räumlich gebundenen, verkabelten Observatorien einerseits und den bisher üblichen schiffsgestützten kurzen Forschungsaufnahmen andererseits. Das ist trotz begrenzter Forschungsmittel ein entscheidender Schritt in der Tiefseeforschung.
Damit das Meerobservatorium installiert werden kann, hat das IFM-Geomar seinen Fuhrpark vergrössert. Ein mittelgrosser 1,5 Tonnen schwerer Tauchroboter, der bis zu 3’000 Metern unter dem Meerespiegel einsetzbar ist. Zusammen mit dem vorhandenen ferngesteuerten Tauchroboter wird er bei der Montage des Tiefsee- MoLab eingesetzt.
Für den Leiter des Projektes, Dr. Olaf Pfannkuche, ist MoLab ein wichtiger Schritt. "Wenn wir unsere Erde besser verstehen wollen, müssen wir diese zwei Drittel der Erde langfristig und grossflächig beobachten können.“ (mai/mgt)