Fliegende Untertasse am Genfersee
Die geplante „Carnal Hall“ des Nobelinternats Le Rosey am Genfersee erinnert an ein Ufo. Dass sie darum zum Markenzeichen der Institution werden kann, liegt auf der Hand. Entworfen hat das Gebäude Bernard Tschumi.
Quelle: zvg
Umgekehrte Stahlschüssel oder Ufo? Die geplante "Carnal Hall" in Le Rosey.
Osama Bin Laden hat ebenso zur erlauchten Schar gehört wie Albert II von Belgien, Paul Rockefeller und der Schah von Persien: Sie alle waren einst Schüler im Nobelinternat Le Rosey am Genfersee. Das 1880 gegründete Institut gilt als das renommierteste seiner Art in der Schweiz. Wer hier zur Schule geht, residiert winters in Gstaad und sommers im Hauptsitz bei Rolle. Der traditionell angelegte Campus soll nun um die „Carnal Hall“ (benannt nach dem Gründer der Schule) erweitert werden. Der Neubau wird dereinst neben einem 800-plätzigen Konzertsaal, Konferenzräume, ein Theater sowie ein Lernzenter mit Bibliothek beherbergen.
Siegerprojekt im international ausgeschriebenen Wettbewerb wurde der Vorschlag von Bernard Tschumi. Der Sohn des international wohl einer der erfolgreichsten Westschweizer Architekten Jean Tschumi schlägt eine Art Kuppel aus rostfreiem, glänzend poliertem Stahl vor. „Der reflektierende Stahl sorgt für eine unverwechselbare Identität“, heisst es auf der Website der Bernard Tschumi Architects. Der Bau könne so zu einem Wahrzeichen des Instituts aber auch der Region werden. Die ausgefallene Form des Gebäudes hat aber wohl einen anderen Grund: Seine kompakte Form minimiere die Aussenfläche und funktioniert damit als Wärmedämmung. Dies reduziere den Energieverbrauch. Kosten soll das extravagante Projekt 35 Millionen Franken.
Mit seinem glänzenden Gebilde wandelt Bernard Tschumi, der mittlerweile ein Büro in New York hat, übrigens in gewisser Weise auf den Spuren seines Vaters. Dieser hatte nämlich auch schon in der Nähe des Genfersees gebaut. Und zwar eine seiner berühmtesten Bauten, die Nestlé-Hauptverwaltung in Vevey. (mai)