Flanieren und Entspannen neben Reinigungswagen in Brüssel
Flanieren wo Reinigungsfahrzeuge parkiert und gewartet werden – wie das geht, wissen belgische Architekten. In einem Projekt für ein Boomquartier in Brüssel verbinden sie die Bedürfnisse einer Abfallbeseitigungsfirma und der Anwohner.
Der „Canal de Willebroek“ gilt als einer der ältesten schiffbaren Kanäle Belgiens und Europas. Angelegt im 17. Jahrhundert verband er einst den Hafen von Brüssel mit dem südlich von Antwerpen gelegenen Willebroek. Der Wasserweg liegt in Brüssel heute inmitten eines boomenden Quartiers. Und hier befindet sich mit NET Brussel auch ein Abfallbeseitigungsunternehmen.
Wie die Bedürfnisse der Anwohner – etwa nach Grünräumen – und der Firma unter einen Hut gebracht werden können, weiss das Büro „Terra Architecten“, es hat für NET Brussel eine neue Infrastruktur konzipiert. Diese besteht aus einem rahmenförmig angelegten Gebäude, dessen Innenbereich wie ein Park genutzt werden kann. Das Dach ist so gestaltet, dass die Reinigungsfahrzeuge über eine Rampe hinauf fahren und dort parkieren können. Werkhof und Büros kommen darunter zu liegen. Zudem dient das grüne Herz der Anlage nicht nur als Treffpunkt und Erholungszone für Anwohner und Angestellte, sondern auch als Filter für Abgase und Feinstaub, welche die Wagen verursachen, sowie als Lärmschutz.
Weil sich die Bedürfnisse im Laufe der Zeit wandeln, haben die Architekten das Gebäude zudem so ausgerichtet, dass es an neue Anforderungen und Funktionen angepasst werden kann. Das Projekt, das voraussichtlich ab kommendem März realisiert wird, hat nicht nur NET Brussel überzeugt, sondern auch die Jury des „LafargeHolcim Award Europe“: Sie verlieh dem nachhaltigen Bauvorhaben einen Award in Gold. Das Projekt erachtete sie als „besonders kluge Interpretation“ des Begriffs „Nachhaltigkeit“. Indem der Bau die Infrastruktur in den Vordergrund stelle, schaffe er es wirtschaftliche und ästhtetische Überlegungen zusammenzuführen. „So entsteht flexibile Architektur, die aus Einschränkungen Qualität macht.“
Allerdings müssen sich die „Terra Architecten“ den Preis mit einem anderen Büro teilen. Das ebenfalls belgische Büro „BC architects and studies“ wurde für sein ähnlich gelagertes Projekt auch mit Gold ausgezeichnet. Bei dem Bauvorhaben geht es um eine Betonfabrik die in eine ebenfalls sich rasant veränderte Umgebung eingepasst wird. (mai)