Ewiges Eis im „süssen“ Wasser
Während der vergangenen zwanzig Jahre hat der Süsswassergehalt des oberen Arktischen Ozeans um etwa 20 Prozent zugenommen. Über die Folgen dieser veränderten Wasserzusammensetzung in der Arktis gibt es noch keine Klarheit.
Diese neuen Erkenntnisse basieren auf Forschungen des deutschen Alfred-Wegener-Institutes, das seine Forschungstätigkeiten auf die Arktis, Antarktis und die Ozeane der mittleren und hohen Breiten konzentriert. Der Gehalt an Süsswasser in den oberen, bzw. oberflächennahen Wasserschichten beeinflusst die Abgabe von Wärme aus dem Ozean an die Atmosphäre oder an das Eis. Das Süsswasser legt sich als leichte Schicht auf die tieferen salzreichen Ozeanschichten und koppelt deren Wärme von Eis und Atmosphäre weitgehend ab.
Die salzarmen oberen Wasserschichten sind mächtiger als früher. Für dieses Plus an Süsswasser gibt es verschiedene Annahmen: vermehrte Meereis- oder Gletscherschmelze, Niederschläge, mehr Wasser aus den Flüssen Sibiriens und Nordamerikas. Es wird erwartet, dass die zusätzlichen Süsswassermengen im Arktischen Ozean in den kommenden Jahren in den Nordatlantik ausströmen werden und Auswirkungen auf die globale Umwälz-Zirkulation des Ozeans haben können.
Das milde Klima Europas wird beeinflusst durch den Golfstrom, der warmes Wasser aus den Tropen nach Norden transportiert. In den letzten 50 Jahren hat sich der damit verbundene Rückfluss aus dem Nordatlantik um etwa 30 Prozent verlangsamt. Messungen haben ergeben, dass bis in die neunziger Jahre mehr Wasser nach Norden geflossen als im Kreislauf zurück nach Westen. Seither haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Der grössere Süsswasserzufluss in den Nordatlantik könnte die Ursache dafür sein. Da Süsswasser leichter ist als Salzwasser bremst es das Absinken des Oberflächenwassers in die Tiefe und damit die gesamte Umwälz-Zirkulation. (mai/mgt)