„Es wird montiert, nicht mehr gemauert!“
Loblied auf die „Platte“: Ein DDR-Film aus 1978 preist die Vorteile der vorfabrizierten Betonelemente und die Möglichkeiten, die sich für den „Sozialistischen Wohnbau“ ergeben. Im Wissen, welchen Verlauf die Geschichte genommen hat, rührt einen der Film, zumindest der Bildästhetik wegen.
Die eindrücklichen Flugaufnahmen von gigantischen Strassenfluchten zwischen Plattenbauten der Städte Rostock, Cottbus und Berlin sind mit klassischer Musik von Bach unterlegt. Der Sprecher im Off-Text des Lehrfilms verkündet dazu, dass 90 Prozent aller Wohnbauten in der DDR industriell gefertigt werden. „Es wird montiert, nicht mehr gemauert!“ Man sieht, wie die Arbeiter daran sind, ganze Stadtteile heraufzuziehen. Eine Platte auf die andere und ununterscheidbar stehen sie nebeneinander da, die „Gesellschaftsbauten“, geplant für Abertausende von Menschen.
Ein gewisser Reiz ist den visionären Gebäuden nicht abzusprechen. Der Sprecher räumt selbstkritisch ein, „der Ziegelstein liess zwar mehr Formenreichtum zu“, aber auch beim Plattenbau gäbe es Nischen für Gestaltung. Er lobt das erhöhte Tempo in dem die Bauten fertiggestellt werden können, was wiederum die Kosten senke. – Das monetäre Argument erstaunt in diesem Kontext etwas. Die „Platte“ jedenfalls, sei „die Lösung der bedeutendsten Sozialaufgabe unserer Gesellschaft“. Ein paar weitere Herausforderungen werden damals aber noch auf die DDR zu gekommen sein. (mh)