Ersteht Bündner Grossägerei wieder auf?
Neues Leben für die ehemals grösste Sägerei der Schweiz: Die Tiroler Pfeifer Gruppe plant, das seit über einem Jahr stillstehende Werk in Domat/Ems in redimensionierter Form weiter zu betreiben.
Nach dem Konkurs hatte die Zuger Tochterfirma der Pfeifer Gruppe die Baurechte auf dem Sägerei-Areal und die Werkhallen für zwei Millionen Franken ersteigert. Vertreter des Tiroler Hauptsitzes erklärten heute die Absicht, die Sägerei zu betreiben, weil in Graubünden und in der Schweiz der Rohstoff Holz vorhanden sei. Die die Infrastruktur am Standort Domat/Ems sei gut, sagte Ewald Franzoi von der Pfeifer-Geschäftsleitung. Man wolle aber nicht die gleichen Fehler machen wie die zwei Besitzerfirmen davor. Das Unternehmen plant, das Werk auf der Basis einer "vernünftigen Grösse" zu betreiben und laut Franzoi jährlich rund 300'000 Kubikmeter Rundholz einzuschneiden.
Nicht nur Bündner Holz
Die Pfeifer Gruppe wird auf Holzlieferungen nicht nur aus Graubünden angewiesen sein, sondern auch aus anderen Kantonen. Ob in Domat/Ems das Holz nur gesägt oder auch weiterverarbeitet wird, steht noch nicht fest –wie vieles beim Projekt von Pfeifer. Ebenfalls noch unklar sind die Verhältnisse zwischen Pfeifer und der Klausner Holz Thürigen AG. Die Klausner Gruppe spielt eine entscheidende Rolle: Sie hat die Sägereianlagen für 20 Millionen Franken ersteigert, aber noch immer nicht demontiert. Laut Pfeifer laufen Verhandlungen mit der Klausner Gruppe mit dem Ziel, dass gewisse Anlagen, die für den Weiterbetrieb des Werkes nötig sein könnten, nicht abgebaut werden. Sollte Pfeifer ein neues Projekt auf die Beine stellen, will die Gruppe im kommenden Sommer detailliert darüber informieren.
Kanton setzte 23 Millionen in den Sand
Die Pfeifer Gruppe mit Hauptsitz in Imst im Bundesland Tirol beschäftigt an neun Standorten in Österreich, Deutschland sowie Tschechien 1500 Mitarbeitende und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro. Die Gruppe ist kein reiner Sägereibetrieb, sie stellt auch Produkte aus Holz her und verkauft sie eigenen Angaben zufolge in 75 Ländern. Die Tochterfirma in Zug beschäftigt sich mit dem Handel und dem Vertrieb.
Die ehemalige Grosssägerei in Domat/Ems war die grösste Sägerei der Schweiz. Sie ist Mitte Dezember 2010 nach etwa dreieinhalb Jahren Betrieb in Konkurs gegangen. Die österreichischen Besitzer Mayr-Melnhof stellten 130 Beschäftigte auf die Strasse. Der Kanton Graubünden hatte die Ansiedlung des Werks unterstützt und beim Konkurs rund 23 Millionen Franken verloren. (mai/sda)