Erneuerung des LMV auf dem Bau: Diesen Herbst drohen Streiks
Rund 20‘000 Bauarbeiter haben sich an Abstimmungen der Unia für Streiks im Zusammenhang mit der Erneuerung des Landesmantelvertrags (LMV) ausgesprochen, mit der unter anderem die Arbeitszeiten – allerdings bei gleichbleibender Gesamtjahreszeit – flexibilisiert werden sollen. Zudem fordern sie eine Lohnerhöhung.
Aktualisiert am 13. Oktober 2022, um 15:35
Der Streit um die Erneuerung des Landesmantelvertrags (MV) zwischen den Baumeistern und der Gewerkschaft Unia dauert an. Die Unia wirft dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) vor, bei den aktuellen Verhandlungen die Rechte der Bauarbeiter „frontal“ anzugreifen. Einer der Hauptkritikpunkte: Der SBV will die Bestimmungen zu den Abreitszeiten flexibler ausgestalten, sodass künftig 12-Stunden-Arbeitstage und 58-Stunden-Wochen möglich sein können, gleichzeitig soll aber die Jahresarbeitszeit von 2‘112 Stunden bestehen bleiben.
Nun haben hat die Gewerkschaft Streikmassnahmen beschlossen: An den entsprechenden Abstimmungen haben laut
Unia über 20‘000 Bauarbeiter in allen Landesteilen teilgenommen, 92 Prozent
sprachen sich dafür aus, die Arbeit nieder zu legen.
Protestiert werden soll laut Website der Unia am 17. Oktober im Tessin, am 1. November in der Nordwestschweiz, am 7. und 8. November in der Westschweiz und am 11. November in Bern, Zürich, in der Zentral- und in der Ostschweiz.
Lohnerhöhung gefordert
Dass die Bauarbeiter auf die Barrikaden gingen, sei verständlich, schreibt die Unia und bezeichnet die Anpassungen als fatal: Die Chefs könnten künftig kurzfristig anordnen, ob, wann und wie lange gearbeitet werde, heisst es in der Medienmitteilung. Die Arbeitszeit wäre nicht mehr planbar und die Bauarbeiter müssten auf Abruf arbeiten. Ein geregeltes Familien- oder Sozialleben wäre fast unmöglich. Zudem moniert die Gewerkschaft, dass bei grösster Hitze noch länger auf der Baustelle gearbeitet werden müsse, darunter würde die Gesundheit weiter leiden. „Die radikalen Forderungen der Baumeister stehen gar im Widerspruch zum Arbeitsgesetz.“
Überdies fordert die Unia eine Reallohnerhöhung. Wie die
Unia schreibt, knüpfen die Baumeister diese
an die Abschaffung der geltenden Bestimmungen zur Arbeitszeit. Bei diesem
miesen Deal machten die Bauarbeiter nicht mit, heisst es in der
Medienmitteilung der Gewerkschaft.
Laut Bundesamt für Statistik beträgt der Durchschnittslohn im Baugewerbe (öffentlicher und privater Sektor) 6299 Franken – das heisst im Hochbau beläuft er sich auf 6503 Franken, im Tiefbau auf 6798 Franken und im sonstigen Ausbaugewerbe auf 6166 Franken. (mai)
SBV: Gewerkschaften sollen Spielregeln einhalten
Beim Schweizerischen Baumeisterverband mehren sich laut eigenen Angaben Rückmeldungen zu Baustellenbesuchen und anderen Aktionen der Gewerkschaften. Dies im Zusammenhang mit dem LMV, der derzeit neu ausgehandelt wird.
Die Baumeister bezeichnen die Baustellenbesuche während der Arbeitszeit aber auch die Umfragen und die geplanten Proteste und Streiks im Tessin, in der Westschweiz und in der Deutschschweiz als "Verstösse gegen die von den Sozialpartnern vertraglich vereinbarte absolute Friedenspflicht". Solche Störaktionen belasteten die laufenden Verhandlungen für den neuen LMV.
Der Verband fordert darum von den Gewerkschaften "mit Nachdruck", sämtliche vertraglich vereinbarten Spielregeln und insbesondere die Friedenspflicht während der laufenden Verhandlungen einzuhalten und den Baustellenbetrieb nicht mit Gewerkschaftsaktionen zu stören.
Weiter halten die Baumeister fest, dass mit jedem Streik und durch jede Protest- oder Störaktion bei jedem einzelnen Bauprojekt wichtige Arbeitszeit verloren geht. Dies gehe zu Lasten aller Beteiligter, steige doch dadurch der Termindruck für Arbeitnehmende und Arbeitgeber vor Ort.(mgt/mai)