Erdöl und Stahl werden teurer
Höhere Kosten für Erdöl und Metalle haben im Schweizer Grosshandel für steigende Preise gesorgt: Im März erhöhten sich die Produzenten- und Importpreise gegenüber Februar um 0,5 Prozent. Der Anstieg ist primär auf höhere Preise für Erdöl- und Metallprodukte zurückzuführen.
Der Gesamtindex für Produzenten- und Importpreise erreichte im März einen Stand von 106,9 Punkten (Mai 2003 = 100). Dies gab das Bundesamt für Statistik (BFS) bekannt. Die Produzentenpreise, also die Ab-Werk-Preise für Schweizer Produkte, stiegen gegenüber Februar um 0,4 Prozent (Vorjahrsvergleich: -0,3 Prozent) auf 107,9 Punkte. Besonders für Mineralölprodukte, Stahl, Produkte aus Nichteisen-Metall und Schrott sowie forstwirtschaftliche Produkte wie Sägerundholz, Industrieholz und Energieholz musste mehr bezahlt werden. Günstiger wurden hingegen zum Beispiel isolierte Elektrokabel. Die Importpreise, also die Preise für importierte Waren ab Zoll, erhöhten sich gegenüber Februar um 0,7 Prozent (Vorjahrsvergleich: +0,6 Prozent). Gegenüber dem Vormonat teurer wurden namentlich Erdöl (roh), Mineralölprodukte (Treibstoff, Heizöl, Schmieröle), Stahl, Stahlprodukte sowie Nichteisen-Metalle. Dasselbe gilt für Erdgas, Natursteine und Gartenbauprodukte.
Rasche Preisschwankungen beim Stahl
Gemäss einer Einschätzung der Münchner Unternehmensberatung Bain & Company müssen sich vor allem die Stahlverbraucher künftig auf rasch wechselnde Preise gefasst machen. Ihrer Prognose zufolge wechselt der Eisenerzmarkt von lang- zu kurzfristigen Lieferverträgen. Hand in Hand mit dieser Entwicklung geht die zunehmende Preisbildung auf den sogenannten Spotmärkten, ähnlich wie beim Erdöl.
Laut Bain & Company müssen künftig alle Beteiligten, vom Stahlerzeuger bis zum Maschinenbauer mit kurzfristigeren Lieferverträgen und stärkeren Preisschwankungen umgehen lernen. Für die Metallindustrie bedeutet das höhere Risiken, die nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden können. Metallverarbeitende Unternehmen müssen künftig ihre Preisrisiken enger managen, Absicherungsgeschäfte beherrschen sowie Vertrieb und Einkauf besser miteinander verzahnen.
Kurzfristige Verträge
Eisenerz ist mit einem jährlichen Handelsvolumen von mehr als 900 Millionen Tonnen einer der weltweit wichtigsten Rohstoffe, sowohl mengen-, als auch wertmäßig. Gehandelt wird Eisenerz vor allem zwischen den Minengesellschaften und den Stahlproduzenten. Ende März dieses Jahres setzten die drei marktbeherrschenden Bergbaukonzerne die australisch-britische BHP Billiton, die britische Rio Tinto und die brasilianische Vale neben Preisaufschlägen auch erstmals Dreimonatsverträge für Eisenerz durch, die sich am Spotmarkt orientieren. Unabhängig von aktuellen Vorwürfen gegen die Eisenerzförderer, sie würden die Preise in die Höhe treiben und ihre Oligopolstellung am Markt ausnutzen, hat diese verkürzte Vertragslaufzeit laut Bain & Company grosse Auswirkungen auf den gesamten weltweiten Stahlmarkt. Einen solchen Umbruch des Markts hin zu kurzfristigeren Preisanpassungen hat es in den letzten Jahrzehnten auch auf anderen Rohstoffmärkten wie Aluminium, Zink oder Kupfer bereits gegeben.
Spekulative Hoch- und Tiefphasen
Die Entwicklung in diesen Märkten zeige jedenfalls, dass das mittlere Preisniveau beim Übergang von der langfristigen zur kurzfristigen Preisbildung ansteigt: Neben Finanzinvestoren verdienen auch die klassischen Finanzinstitute an kurzfristiger gehandelten Rohstoffen, vor allem durch notwendig gewordene Absicherungsgeschäfte der Marktteilnehmer - das so genannte Hedging (Absicherung gegen Kursschwankungen). Nach Schätzungen der Münchner Unternehmensberatung verteuern sich am Spotmarkt gehandelte Rohstoffe durch dieses Hedging um rund zwei bis fünf Prozent.
Viel härter als die moderate Steigerung des mittleren Preisniveaus werden sowohl die Stahlhersteller als auch die metallverarbeitende Industrie von der grösseren Volatilität der Preise getroffen - der Markt werde spekulative Hoch- und Tiefphasen durchmachen. Der Stahlpreis lag 2009 bei rund 110 Euro je Tonne und ist in diesem Jahr bereits auf mehr als 200 Euro die Tonne geklettert. Jedenfalls werden die Stahlproduzenten versuchen, die höheren Preisschwankungen der verarbeiteten Rohstoffe an ihre Kunden weiterzugeben, warnt Bain & Company. (md/sda)