Eisiger Wind im Bremgartenwald
Das Waldstadt-Projekt, das im Bremgartenwald entstehen soll und mit dem man in Bern ein ganzes neues Quartier schaffen will, sorgt für heftige Diskussionen: Befürworter sehen in dem Projekt ein wirksames Mittel gegen die Zersiedelung der Hauptstadtregion. Gegner fürchten den Verlust von Naherholungsraum und wollen die Bäume schützen, die dem neuen Stadtteil weichen müssten.
Während in Städten wie Basel oder Zürich auf alten Industriebrachen grosse Wohnbauprogramme geplant und gebaut werden, verfügt Bern über keine solchen Baulandreserven. Eine Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen, gibt es dennoch.Zwischen dem Länggasse-Quartier und der Autobahn liegt der Bremgartenwald, mit Rodungen liesse sich hier ein ganzes neues Quartier hochziehen: die „Waldstadt Bremer“ - für 8000 Einwohner hochziehen. Doch die Idee der Berner "Bauart" Architekten stösst auf viel Widerstand.
Während Befürworter des Projektes den neuen Stadtteil für bis zu 8'000 Menschen als Beitrag gegen die weitere ausufernde Zersiedelung der Hauptstadtregion sehen, der im Einklang mit den aktuellen Vorstellungen für eine nachhaltige verdichtete Raumplanung steht, wollen die Gegner den Wald schützen. Nachdem sie sich bis vor einigen Monaten erfolglos gegen die Verwendung öffentlicher Gelder für die weitere Planung gewehrt hatten, formieren sie sich nun neu im Verein Pro Bremgartenwald. Der Verein hatte sich vor 15 Jahren erfolglos gegen ein Park and Ride Neufeld eingesetzt.
Der Verein wird durch David Stampfli, Präsident der SP Länggasse Felsenau präsidiert. Zu den vorerst etwa 20 Mitgliedern gehört auch GP-Nationalrätin Franziska Teuscher. Dass auch im Förderverein für das Projekt linke
Prominenz vertreten ist, so die SP-Nationalrätin Ursula Wyss, zeigt, dass das Pro und Contra vor allem die Linksparteien spaltet.
Kleineres Naherholungsgebiet?
Die Waldstadt Bremer verkleinere den Naherholungsraum und würde eines der grossen zusammenhängenden Eichenwaldgebiete zerstören und seine Bedeutung als Puffer für das Wild zwischen Autbahn, Halen- und Bremgartenstrasse einbüssen, argumentieren die Gegner laut einem vor kurzem in dern "Berner Zeitung" erschienen Bericht. Ausserdem würden die durch das Projekt als Mehrwerterlös in die Stadtkasse fliessenden 600 Millionen Franken nicht ausreichen für die ebenfalls geplante Autobahn-Überdeckung. Auch sei ein forcierter Ausbau der Infrastruktur nötig, der 12er Bus sei heute schon überlastet.
Nicht nur der eisige Wind der gegnerischen Seite der dem Projekt entgegen schlägt, dürfte die Realilsierung der Waldstadt schwierig machen. Es gibt noch weitere direktdemokratische und juristische Stolpersteine für das neue Quartier: Eine Volksabstimmung dürfte nochmals zu heftigen Diskussionen führen. Im Falle einer Annahme muss die Burgergemeinde als Waldbesitzerin noch ihren Segen geben. Und zur Waldrodung, die gemäss Befürwortern im Einklang mit dem Eidgenössischen Waldgesetzes möglich wäre, wird sicher auch noch das Bundesgericht angerufen. Wie die Berner Zeitung berichtet, rechnen die Architekten nicht mit einem Bezug vor 2030 - eher später. (mai)