Einsprachen verzögern Baustart von Zumthors „Pfahlbaudorf“
Die Novartis will in Risch auf Gut Aabach - im Park des verstorbenen Bauunternehmers Ernst Göhner - ein Ausbildungszentrum für Kaderleute bauen. An der Urne segnete das Stimmvolk die dafür nötige Zonenplanänderung ab. Doch nun sind Einsprachen eingegangen. Somit werden die Bauarbeiten mit einer Verspätung von einem halben Jahr starten.
Für die Architektur der pfahlbaudorfartigen Anlage zeichnet Peter Zumthor und für ihre Umgebung Landschaftsarchitekt Günther Vogt verantwortlich. Damit sich der Gebäudekomplex, der aus verschiedenen Pavillons auf Pfählen besteht, in die Landschaft einfügen kann, soll das als englischer Garten angelegte Areal renaturiert werden: Göhners Villa wird abgebrochen und der einstige Moränenhügel wieder aufgeschüttet. Wo heute noch Ufermauern stehen, werden Flachwasserzonen mit Schilf angelegt.
Doch das Projekt passt nicht allen, etwa den Sektionen Zug des WWF und Pro Natura sowie der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Der geplante Standort des Zentrums liege im nationalen Landschaftsschutzgebiet Zugersee, argumentierten die drei Umweltschutzorganisationen im Vorfeld der Abstimmung. In solchen Gebieten könnten nur neue Vorhaben gebaut werden, denen ebenfalls eine nationale Bedeutung zukomme. Ebenfalls gegen das Projekt wehrte sich etwa die Vereinigung „Gleis 3 Alternative Risch“. Es seien keine Vorschriften aufgeführt, die Novartis zu Schutz und Erhaltung verpflichteten, kritisierte die Organisation damals. Zumal nach ihrer Meinung das Ausbildungszentrum nicht in die mehrfach geschützte Landschaft des Zugersees gehört, sondern in eine rechtskräftig festgelegte Bauzone. Trotzdem gaben die Stimmberechtigten an der Urne grünes Licht.
Sechs Einsprachen
Angesichts dieser Vorgeschichte scheint klar, dass das Bauvorhaben der Novartis nicht reibungslos umgesetzt werden kann. Nicht alle Gegner wollten das Ja des Sovueräns hinnehmen und wurden aktiv: Wie in der aktuellen Ausgabe der „Neuen Zuger Zeitung“ zu lesen ist, verzögert sich der Baustart um rund sechs Monate. Grund sind mindestens sechs Einsprachen. Es handle sich um zwei Verwaltungsbeschwerden von Privatpersonen, wird Gemeindeschreiber Ivo Krummenacher im Artikel zitiert. Es geht dabei unter anderem um die Zonenplanänderung im Zusammenhang mit dem Projekt, um die Bauordnung sowie den Bebauungsplan des Guts Aabach.
Die Änderung des Zonenplans war im Vorfeld auch einer der Gründe für den Ärger bei den Gegnern des Projekts. Sie bezeichneten die geplante Anpassung als „Kniefall vor Novartis“. Ihrer Meinung nach geht damit die freie Landschaft unwiderruflich an einen Grosskonzern. Allerdings befindet sich das Grundstück schon jetzt teilweise in den Händen des Pharmariesen, und Teile des Areals sind auch heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Weitere Einsprachen betreffen laut der „Neuen Zuger Zeitung“ die Anpassung der Seeuferschutzzone und den Wald auf dem Areal. Wie es weiter gehen wird, ist derzeit nicht ganz klar. Das Verfahren läuft, deswegen konnte Zuger Baudirektor Heinz Tännler gegenüber der Zeitung keine Stellung dazu nehmen. (mai)