Einfamilienhaus-Besitzer lassen sich für Verdichtung gewinnen
Verdichtung in Einfamilienhaus-Quartieren gestaltet sich schwierig, weil Eigentümer und Nachbarn zuerst davon überzeugt werden müssen. In Villars-sur-Glâne FR brachte ein Pilotprojekt ermutigende Resultate. Sieben Einfamilienhausbesitzerkonkrete schmieden heute konkrete Baupläne, und sechs haben bereits Fachpersonen kontaktiert.
Quelle: Symbolbild, gemeinfrei, pixabay.com
Einfamilienhaus-Quartier
Wie verdichtet man typische Einfamilienhaus-Quartiere, von denen es in der Schweiz so viele gibt? Durch die Einbindung der Eigentümer in einem partizipativen Prozess, lautet die Antwort der Lausanner Architektin Mariette Beyeler. Ihre Strategie namens «Metamorphouse» wurde nun erstmals umgesetzt: in Villars-sur-Glâne, einer Gemeinde mit 12 000 Einwohnern in der Agglomeration von Freiburg. Das schreibt die Schweizerische Vereinigung für Landesplanung (VLP-Aspan) in einer Mitteilung.
Nutzungserhöhungen geplant
Das vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) begleitete Projekt lief 2015 im Rahmen der Ortsplanrevision an. Der neue Nutzungsplan sieht eine Erhöhung der Nutzungen vor, insbesondere in Wohnzonen mit schwacher Dichte, und strebt damit die Schaffung zusätzlicher Wohnungen an.
In Villars-sur-Glâne sind keine Bauzonen für Einfamilienhäuser mehr verfügbar. Das Ziel von «Metamorphouse» ist es, Hauseigentümer in bestehenden Einfamilienhausquartieren für die Schaffung von Wohnraum für mehr Menschen zu gewinnen und ihnen Chancen für ihre eigene Wohnzukunft aufzuzeigen.
Diskussionen mit Hauseigentümern
Viele Einfamilienhäuser werden bloss von einer bis zwei Personen im Alter von über 50 Jahren bewohnt. Nicht wenige ältere Eigentümer wären mit einer kleineren, altersgerechten Wohnung ebenso glücklich. Im Projekt wurde zusammen mit Hauseigentümern über mögliche Wohnalternativen und Umbauten im Sinne einer sanften Verdichtung diskutiert.
Unter anderem wurde geprüft, ob Haus und Garten so umgestaltet werden könnten, dass zwei Wohnungen statt einer Platz finden, und sich eine davon gut zum Wohnen im Alter eignet. Es zeigte sich, dass die Diskussion auch über Qualitätskriterien für neue Bauvolumen geführt werden musste. Auch die Gestaltung von Aussen- und Strassenräumen war ein Anliegen.
Ziel erreicht
Das Ziel, Hauseigentümer für die Vorteile der sanften Innenentwicklung zu sensibilisieren und sie zur Schaffung zusätzlicher Wohnungen zu motivieren, wurde laut dem Schlussbericht erreicht. Sieben Einfamilienhausbesitzer hegen heute konkrete Bauabsichten, und sechs haben bereits Fachpersonen wie Architekten und Notare kontaktiert.
Die einzelnen Etappen der Strategie seien erfolgreich umgesetzt worden, mit Ausnahme der Quartiergespräche: Um Verdichtungen parzellenübergreifend durchführen zu können, hätten Eigentümer auch finanzielle und familiäre Fragen wie Erbrechte untereinander besprechen sollen. Dies war ihnen jedoch zu persönlich.
Umbau- und Wohnreserven erhoben
Die Eigentümer profitierten davon, dass nicht nur die eigentlichen Nutzungsreserven erhoben wurden, das heisst die Differenz zwischen der zulässigen Geschossfläche und der tatsächlich gebauten Geschossfläche. Erfasst wurden auch Umbau- und Wohnreserven. Eine Umbaureserve ist eine heute nicht bewohnbare Fläche wie die Garage, die zu einer Wohnfläche ausgebaut werden könnte. Bei den Wohnbaureserven handelt es sich um bewohnbare, aber fast nicht mehr benutzte Räume wie ehemalige Kinderzimmer. (mgt)