Eine Lupe für den „Stabe-Filz“
Ein unabhängiger Experte soll untersuchen, ob die Filz-Vorwürfe gegen die Stadtbauten Bern (Stabe) berechtigt sind. Dies hat der Verwaltungsrat der Stabe beschlossen, nachdem gestern ein Artikel in der Zeitung „Der Bund“ erschienen war, der den Stadtbauten ankreidete, Vetternwirtschaft zu betreiben.
Die Zeitung hatte von „Verfilzungen“ zwischen den Stadtbauten und der Sicherheitsfirma SAS Security AG berichtet. Seit rund zwei Jahren patroullieren Angestellte der Sicherheitsfirma SAS Security AG abends und an Wochenenden auf Schulanlagen, um Vandalismus zu verhindern. Die Stabe lassen sich dies laut „Bund“ pro Jahr 81'000 Franken kosten. Federführend bei der Vergabe des Auftrags an die SAS sei der Assistent Immobilienmanagement gewesen. Er sei es auch gewesen, der seit Oktober 2010 kontrolliert habe, ob die Abrechnungen stimmten. Die SAS war offenbar zufrieden mit ihm und warb ihn als Chief Operating Officer (COO) ab. Der abtretende Assistent empfahl seine Schwester als Nachfolgerin. Sie bekam die Arbeit – die Stelle wurde laut „Bund“ nicht öffentlich ausgeschrieben, eine andere Person gab es im Bewerbungsverfahren offenbar auch nicht. Überdies stellte „Der Bund“ fest, dass die neue Assistentin verantwortlich für die Leistungen und Berechnung jener Firma ist, für die ihr Bruder nun arbeitet. „Ein wichtiger Job wird in der Familie vererbt“, resümiert der Artikel. „Und externe Auftragnehmer sind mit internen Kontrollinstanzen verwandt.“
Heute Mittwoch teilte der Stabe-Verwaltungsrat nun in einem Communiqué mit, dass er die Vorwürfe nicht einfach hinnehmen will. „Im Interesse der vollen Transparenz und der Wahrheitsfindung“ habe man beschlossen, einen unabhängigen Experten mit der Untersuchung der Vorwürfe zu beauftragen. Dieser soll das Verfahren zur Auftragsvergabe im Jahr 2010 durchleuchten. Und er soll auch die Leistungen der Bewachungsfirma im Rahmen des Auftrags und deren Kontrolle durch die Stabe überprüfen. Ausserdem wird er die Abläufe bei der Neubesetzung der Assistentin unter die Lupe nehmen.
Dieses Vorgehen werde von der Geschäftsleitung der Stabe begrüsst, heisst es im Communiqué. Die Stabe wollen die Öffentlichkeit „umfassend“ informieren, sobald die Untersuchungsergebnisse vorlägen. Verwaltungsratspräsident Guy Emmenegger war für weitere Auskünfte zunächst nicht erreichbar.
Die Stabe sind ein öffentlich-rechtliches Unternehmen im Besitz der Stadt Bern und Eigentümerin von mehr als 1600 Liegenschaften und Objekten. Im Mai 2011 beschloss das Stadtberner Stimmvolk die Stabe wieder in die Verwaltung einzugliedern, voraussichtlich auf 2014. Ursache waren finanzielle Probleme, die immer wieder zu heftigen Diskussionen über die Stabe geführt hatten. So gehen auf das Konto des Unternehmens das Debakel um den Neubau des Berner Frauenspitals, wo kurz nach der Inbetriebnahme teure Massnahmen nötig waren, um das Gebäude zu stabilisieren. Ebenfalls harsche Kritik an den Stabe gab es wegen der massiv gestiegenen Kosten des Bärenparks und des Streits um den ebenfalls stark vertreuerten, geplanten Feuerwehrstützpunkts. (mai/mgt/sda)