Ein zwei geteilter See für Chur
Obwohl das Seeprojekt „ChuRivages“, für das der Rhein verlegt werden müsste, auf wenig Zustimmung stösst, ist der Traum vom Churer Gewässer nicht ausgeträumt. Laut einem Bericht der Südostschweiz prüfen die Initianten nun eine Variante mit zwei Seen.
Der Widerstand gegen das von der ETH entwickelte Projekt „ChuRivage“ ist gross. Darum wollen die Mitglieder des Churer Seevereins eine Alternative zum bisherigen Projekt abklären: Für das neue Projekt „Wasserlandschaft“ braucht es im Gegensatz zum ursprünglichen Projekt „ChuRivages“ keine Verlegung des Rheins. Anstelle eines einzigen Sees gäbe es zwei kleine Gewässer, von denen eines links und eines rechts des Rheinufers zu liegen käme. Das Linke wäre für eine natürliche, ökologische Nutzung reserviert und das Rechte für Wassersport. Zudem sind die beiden Seelein bloss drei Meter tief. Damit würden sie auch das Grundwasser nicht beeinträchtigen, wie Vorstandsmitglied Reto Lardelli in der Südostschweiz erklärte.
Auch finanziell sieht der Seeverein Vorteile: Weil der Zwei-Seen-Vorschlag den Lauf des Rheins nicht betrifft, wäre seine Umsetzung kostenfreundlicher. So würde „ChuRivage“ mit 30 bis 100 Millionen zu Buche schlagen, wie Vorstandsmitglied Jon Domenig in der Südostschweiz zitiert wird. Dies ist laut SeevereinVorstandsmitglied Reto Lardelli „exorbitant viel mehr“ als die „Wasserlandschaft“kosten würde. – Nun plant der Seeverein eine Wertschöpfungstudie in Auftrag zu geben. Dies um die Bedenken des Churer Stadtrats zu zerstreuen und um zu zeigen, „dass der See unter dem Strich ein Geschäft ist“. (mai)
„ChuRivage“
Eine Studiengruppe unter Christophe Girot, Professor für Landschaftsarchitektur an der Zürcher ETH, schlug vor, auf dem heute noch vom Militär genutzten Rossbodenareal zwischen Chur und Felsberg eine Seenlandschaft zu schaffen. „Leitidee des Konzeptes ist das Potenzial des heute kaum mehr sichtbaren Rheins“, war damals in einer Mitteilung der ETH lesen. Einerseits sah das Konzept vor, den Rhein zu verbreitern und dort ein neues Stadtquartier entstehen zu lassen, andererseits sah es vor, einen künstlichen See zu schaffen, der vom Rhein gespeist wird.
Die Kritik
Eine grossräumig Verlegung des Rheins samt Bau eines Seebeckens stelle aus der Sicht der Wasseversorgung ein Risiko für die Trinkwasserversorgung dar, schrieb der Churer Stadtrat in einer Stellungnahme auf einen parlamentarischen Vorstoss bezüglich des Seeprojekts. Seen seien im Bereich von Grundwasserströmen, wie sie im Rossboden vorkommen, nicht zu empfehlen. Kritisch stand der Stadtrat laut einem Bericht der Südostschweiz auch der Ausweitung des Rheins gegenüber. Bei einer Entfernung des Rheinwuhrs befürchtet er negative Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität und rät beim Projekt „zu grösster Zurückhaltung“. (mai)