Ein sicherer Hort vor Chemikalien und Co.
Für Menschen, die unter einer starken Chemikalienüberempfindlichkeit leiden, kann eine gewöhnliche Wohnung zur Hölle werden. Wie ein allergiefreies Zuhause aussieht, macht die Wohnbaugenossenschaft MCS vor. In Zürich-Leimbach entstehen 15 Wohnungen für MCS-Betroffene. Heute fand der Spatenstich statt. Kommendes Jahr soll das Haus bezugsbereit sein.
Quelle: zvg
Wer hier wohnt, ist sicher vor schädlichen Chemikalien: das geplante Wohnhaus für MCS-Betroffene.
Wer unter MCS leidet, reagiert auf geringste Konzentrationen von Chemikalien sowie auf elektromagnetische Felder mit körperlichen Beschwerden oder gar mit chronischer Erschöpfung.
Die Stadt Zürich hat für dieses europaweit einzigartige Pilotprojekt das Grundstück im Baurecht zur Verfügung gestellt. Heute starteten nun die Bauarbeiten offiziell mit einem Spatenstich. Bereits die Bauparzelle ist nach baubiologischen Kriterien ausgewählt worden, denn der künftige Standort muss möglichst frei von belastenden Umwelteinflüssen sein. Bereits während der Bauarbeiten gelten strenge Vorschriften. So dürfen bei der der Montage möglichst keine Chemikalien eingesetzt werden, ebenso Montageschäume oder Spraydosen. Und rauchen ist verboten. Die Beschäftigten auf der Baustelle werden geschult und auf die besonderen Motagevorschriften hingewiesen.
Glasfaserstäbe statt Armierungseisen
Auch das Auswahlverfahren für die Baumaterialien ist komplex. Dazu werden sie genau spezifiziert, zudem müssen ihre chemische Zusammensetzung sowie die Risiken übermässiger Emissionen abgeschätzt werden. Anschliessend testet eine ausgewählte Gruppe MCS-Betroffener geeignete Materialmuster und prüft diese auf ihre Verträglichkeit. Bisherige Tests hätten teilweise überraschende Resultate erbracht, heisst es in der Mitteilung. So bewerteten MCS-Betroffene etwa Fensterrahmen aus PVC, die baubiologisch als „Unmaterial“ gelten, deutlich besser als Verputz aus Lehm. Im Endausbau soll das Gebäudeinnere „eine Luftqualität wie auf der grünen Wiese“ haben. Erreicht werden soll dies durch die konsequente Umsetzung des "Zwiebelschalenprinzips". Das heisst, das Treppenhaus liegt im Gebäudekern, darum herum gruppieren sich die potenziell belasteten Zonen.
In die aussen liegenden Ruhe- und Erholungsräume gelangt man erst nach dem eine Schmutzschleuse passiert hat. Eine weitere Besonderheit liegt in der Betonarmierung. Um negative elektrobiologische Einflüsse zu minimieren, werden die Ruhe- und Erholungsräume mit Glasfaserstäben armiert.
Günstiger Wohnen
Der Bau der 15 Spezialwohnungen kostet voraussichtlich 5,95 Millionen Franken. 20 bis 25 Prozent Mehrkosten aufgrund der speziellen Anforderungen seien darin eingeschlossen, schreibt die Wohnbaugenossenschaft. 80 Prozent der Wohnungen werden mit Mitteln der Wohnbauförderung vergünstigt. Eine kleine 2-Zimmer- Wohnung mit einer Fläche von 56 Quadratmetern wird rund 1050 Franken kosten.
Das Zürcher Pilotprojekt soll vertiefte Erkenntnisse über schadstoffarmes Bauen vermitteln. Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) führt deshalb eine wissenschaftliche Projektauswertung durch. (mai/sda)
Mehr über das Projekt erfahren Sie im Facbbeitrag Wegweisende Wohnwabe vom 4. Oktober 2010