Ein Betonquader für Holz
Die Hochschule für Landwirtschaft (SHL) in Zollikofen wird erweitert. Die Ironie an der Sache: Der geplante Neubau, in dem die Studenten die Vorteile des Holzbaus kennen lernen sollen, ist aus Beton. Und das sorgt für Kritik.
Quelle: zvg
Der geplante Erweiterungsbau sorgt für Kritik.
Da vermute man, dass die Planer vor lauter Armierungseisen den Wald nicht mehr sehen, spöttelt die „Berner Zeitung“ in ihrer heutigen Ausgabe. Nicht Betonköpfe verhinderten den Holzbau, sondern steinharte Subventionsbestimmungen, heisst es weiter. Der künftige Erweiterungsbau soll mehrere Gebäude auf unterschiedlichen Ebenen miteinander verbinden. Die Unterschiede werden mit der Dicke der Decken ausgeglichen. Allerdings müssen Holzdecken aus statischen Gründen dicker als Betondecken sein. Wie die „Berner Zeitung“ weiss, hingen die Decken der Klassenzimmer bei einem Holzbau laut den Vorschriften zu tief, und deshalb unterstützte der Bund den Bau in einem solchen Fall nicht mehr. Laut der „Berner Zeitung“ kostet das Bauwerk rund 54 Millionen Franken, davon übernimmt der Bund elf Millionen. – Das Projekt realisieren die Boegli&Krampf Architekten aus Freiburg. Seinen Betrieb aufnehmen soll es 2012.
Eine Lanze für den Holzbau
Während die Website der SHL lobt, dass sich der Erweiterungsbau aus städtebaulicher, topografischer, volumetrischer und denkmalpflegerischer Sicht optimal in die Gesamtanlage einfügt, kritisiert Forstingenieur Peter Greminger das Projekt. Seit rund zwei Jahren beschwert er sich per Mail und Brief, auch bei der Kantonsspitze, wie die „Berner Zeitung“ weiss. Der Kanton verpasse die Chance, einen Leuchtturm zu schaffen, moniert er im Artikel. Das Argument mit den Subventionsmillionen sei vorgeschoben. Entscheidender sei, dass Holz schwieriger zu verbauen sei. Architekten, die noch nie mit Holz gearbeitet hätten, seien überfordert und verdienten deshalb weniger. Laut Gremiger kann ein Holzbau zwischen fünf und zehn Prozent teurer sein. (mai)