11:50 BAUBRANCHE

Echtes Hockey auf falschem Eis

Teaserbild-Quelle: zvg

Schlittschuh laufen auch mitten im Sommer – in Emmen ist das neuerdings möglich. In der Zentralschweizer Gemeinde steht eine synthetische Eisbahn, die ganz ohne Kühlung auskommt. Die Pilotanlage wird in den kommenden drei Jahren auf ihre Alltagstauglichkeit geprüft. So lange darf die Bevölkerung gratis ihre Runden drehen.

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Eigener Hockey-Nachwuchs fehlt Emmen noch: Junioren des EV Zug testen das synthetische Eisfeld.

In der Eishockeyszene ist Emmen ein unbeschriebenes Blatt. Zentralschweizer, die sich für den schnellen, harten Eissport begeistern, orientieren sich wohl eher am Nationalliga-Klub aus Zug. Das könnte sich in den nächsten Jahren ändern. Denn seit Mitte Oktober hat die Gemeinde ein eigenes, 15 mal 30 Meter grosses Eisfeld. «Von der neuen Anlage sollen vor allem die Schulen profitieren», sagt Samuel Huber, Leiter des Bereichs Sport der Gemeinde Emmen. Für den Schulsport würden Schlittschuhe und Stöcke zur Verfügung gestellt.

Das allein genügt wohl noch nicht, um die «Sportstadt Emmen» im Eishockey nach vorne zu bringen. Doch der Emmener Nachwuchs hat gegenüber der Konkurrenz einen entscheidenden Vorteil: Weil das «Eis» in der Arena Rossmoos aus Kunststoff besteht, schmilzt es selbst am heissesten Julitag nicht. Die Hockeyaner können deshalb auch im Sommer trainieren, wenn herkömmliche Kunsteisbahnen saisonbedingt geschlossen sind. Auch alle anderen Eissportbegeisterten können fortan das ganze Jahr über auf dem synthetischen Eis herumkurven.

Glücksfall für die Gemeinde

Weil sie ganz ohne Kühlung auskommt, braucht die neue Anlage wesentlich weniger Energie als eine Kunsteisbahn. Auch der Wartungsaufwand ist geringer: Oberfläche reinigen und die Bauelemente kontrollieren – das seien die einzigen Unterhaltsarbeiten, die regelmässig gemacht werden müssten, sagt Franz Sigrist von der Grüter Handels AG. Seine Firma vertreibt das neue System in der Schweiz und ist die treibende Kraft hinter dem Eisbahn-Projekt.

Zwar gibt es solche synthetischen Eisbahnen schon länger. Um die Gleitfähigkeit des «falschen» Eises zu verbessern, musste bis anhin jedoch eine Silikonlösung auf die Lauffläche aufgetragen werden. Das ist in Emmen nicht mehr nötig: Die neue Eis-Arena ist ohne Zusatz von Gleitmittel mit ganz gewöhnlichen Schlittschuhen befahrbar. Wie auf richtigem Eis verursachen die Kufen auch auf der Kunststoffunterlage feine Rillen. Diese werden aber, so die Theorie, wieder «ausgebügelt», wenn die Läufer zum Bremsen ihre Schlittschuhe quer stellen und dabei den Belag ein wenig abschleifen.

Sigrist rechnet damit, dass die Unterlage bis zu 15 Jahre halten wird. Weil Langzeiterfahrungen noch fehlen, ist die neue Eisbahn zugleich Testgelände. Ein Glücksfall für die Gemeinde, denn die Vertreiberfirma und weitere Sponsoren stellen ihr das Eisfeld während dreier Jahre unentgeltlich zur Verfügung. In dieser Zeit wird erprobt, ob der Belag in der Praxis hält, was er verspricht. Fällt das Fazit positiv aus, werden wohl auch andere Gemeinden bald auf das synthetische Eis setzen – und Emmens Hockey-Nachwuchs muss noch härter trainieren, um irgendwann mit dem EV Zug mithalten zu können. (mrm)

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