Dräuender Versorgungsengpass
Der Ausbau und Unterhalt der nationalen Verkehrs-Infrastrukturen ist ohne Hartgestein undenkbar. In der Schweiz beschränken sich die Vorkommen auf ein schmales Band zwischen Boden- und Genfersee, das auch für die Biodiversität und den Tourismus wichtig ist. Jetzt schlägt eine Projektgruppe neue Abbaugebiete vor.
Mit dem Vorschlag sollen spätere Konflikte um neue Steinbrüche von Anfang an vermieden werden. - Das Thema ist nicht neu: An der letztjährigen Kantonsgeologenkonferenz im März wurde der sich abzeichnende Versorgungsengpass mit Hartgesteinsprodukten thematisiert. Jährlich werden rund 600'000 Tonnen erstklassiges Material für Bahnschotter und rund 800'000 Tonnen für Strassendeckbeläge benötigt. Die Konzentration der Vorkommen auf ein schmales Band in den Alpen und Voralpen von Ost nach West ist problematisch: Denn Abbauvorhaben und Anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes - insbesondere Landschaften von nationaler Bedeutung - geraten regelmässig in Konflikt. Um diesem Konfliktpotential zu begegnen, verlangen die im Sachplan Verkehr 2008 aufgenommenen Grundsätze zur Hartgesteinsversorgung eine frühzeitige Evaluation von Standorten ausserhalb der Landschaften von nationaler Bedeutung.
Vorschläge für neue Abbaugebiete
Im Sinne einer Grobevaluation möglicher Abbaugebieten nach schutzorientierten, geologischen und unternehmerischen Kriterien hat eine Projektgruppe nun Vorschläge für neue Abbaugebiete mit ausgezeichneten Hartgesteinvorkommen ausgearbeitet. Kantone und Umweltorganisationen haben nun bis Ende Mai 2011 Gelegenheit, die Vorschläge in einer Konsultation zu prüfen.
Ziel der Vernehmlassung und Konsultationen ist es, die Kantone dazu zu bringen, die Vorschläge allenfalls zu ergänzen und geeignete Gebiete im kantonalen Richtplan im Sinne einer «Vororientierung» aufzunehmen. Denn für die planerische Weiterbearbeitung und Umsetzung der Vorschläge sind die Kantone zuständig.
Sicher werden noch Jahre vergehen, bis daraus konkrete Abbauvorhaben resultieren. Dazu braucht es Unternehmen, welche die konkrete Planung in Angriff nehmen. Und der Weg zur Realisierung ist noch gepflastert mit Planungs- und Bewilligungsverfahren, wie Umweltverträglichkeitsprüfungen, Nutzungsplan- und Konzessionsverfahren oder Baubewilligungen.
Breit abgestützt
Die Vorschläge wurden unter der Federführung des Verbandes Schweizerischer Hartsteinbrüche (VSH) und dem Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) ausgearbeitet. Fachlich hat sich daran massgeblich die Schweizerische Geotechnische Kommission (SGTK) beteiligt; sie wurde unterstützt von den Bundesämtern für Umwelt (BAFU) und Landestopografie (swisstopo) sowie Vertretern der Kantone. Weiter arbeiteten die Bundesämter für Strassen (ASTRA) und Verkehr (BAV) sowie Vertreter/innen der Vereinigung für Landesplanung, der Stiftung für Landschaftsschutz und von Pro Natura mit. (mai/mgt)