Donnernde Brocken
Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) ist nun auch von der EU als Prüfstelle für Steinschlag-Schutzsysteme anerkannt. Gestern testete sie in Walenstadt erstmals eine Konstruktion auf ihre EU-Tauglichkeit – mit einem 16 Tonnen schweren Felsbrocken.
Der Brocken, der von der Felswand eines stillgelegten Steinbruchs bei Walenstadt herunterdonnerte, bedeutet für die praxisorientierte Forschung an der WSL einen Meilenstein: Aufgrund ihrer Erfahrung mit aufwändigen Prüfverfahren und weil ihre Testanlage internationalen Standards genügt, wurde die WSL nämlich als offizielle Prüfstelle in Brüssel anerkannt. Nachdem die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (Empa) die Messdaten geprüft hat, können getestete Systeme künftig EU-weit zugelassen werden.
Zum Einsatz kommen solche Steinschlagschutz-Konstruktionen im Gebirge, entlang von Verkehrswegen und zum Schutz von Menschen und Gebäuden. Heutige Schutzbauwerke können Blöcke mit einer Energie von bis zu 5000 Kilojoule (kJ) aufhalten. Das entspricht einer Masse von 16 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde.
Einzigartig in Europa
Die in Walenstadt getesteten flexiblen Systeme sind bei gleicher Leistung weniger schwer, in stark geneigtem Terrain einfacher zu installieren und letztlich günstiger als kompakte Stahlbetonbauten. Im ersten von der EU anerkannten Test wurde eine Konstruktion der Firma Geobrugg AG geprüft, die aus zusammenhängenden Drahtringnetzen besteht, welche im Hang durch Stahlseile und -stützen aufgespannt werden.
Schon seit vielen Jahren erforscht die WSL experimentell und rechnerisch das Tragverhalten von Steinschlag-Schutzkonstruktionen. Bisher prüfte sie im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU und der Expertenkommission für Lawinen und Steinschlag (EKLS) Produkte verschiedener Hersteller, die in der Schweiz eingesetzt und in den meisten Fällen auch von der öffentlichen Hand subventioniert wurden. Fortan wird die WSL auch international tätig sein. Dass sie als Prüfstelle gleich selbst eine Testanlage betreibt, ist in Europa einzigartig und vereinfacht das Zulassungsverfahren für die Hersteller solcher Schutzsysteme gegen Steinschlag. (pd/mrm)