Die schwierige Kunst der Jurierung
Die geplante Erweiterung des Bündner Kunsthauses sorgt für Ärger bei der Hälfte der Architekten, die am Wettbewerb für das Projekt teilgenommen hatten. Sie kritisieren, dass der Vorschlag des spanischen Büros Barozzi Veiga nur gewinnen konnte, weil er auf wichtige Bauteile verzichtet.
Quelle: zvg
Eisiger Wind für das Projekt von Barozzi Veiga: Teilnehmer des Architekturwettbewerbs für die Museumserweiterung erheben happige Vorwürfe.
Nachdem der Flimser Architekt Valerio Olgiati deswegen bereits gegen das Kunstmuseum Chur geklagt hat, prangern nun acht der insgesamt 18 Wettbewerbsteilnehmer in einem offenen Brief an die Bündner Regierung die Jurierung an. Dies berichtet die Zeitung „Die Südostschweiz“, der der Brief vorliegt. Die Vorwürfe der Unterzeichnenden sind happig: Die Jury habe „im eigentlichen Selektionsprozess die selber formulierten Bedingungen nicht berücksichtigt“, zitiert der Artikel aus dem Schreiben. Die Spielregeln eng zu fassen und dann „davon abzuweichen, und das nicht nur generell, sondern sogar von Fall zu Fall, öffne der Willkür unweigerlich Tür und Tor“ und verstosse gegen die Regeln des öffentlichen Beschaffungswesens. Hätte sich das Preisgericht an seine eigenen Regeln gehalten, wären nach Ansicht der Architekten bereits in der ersten Runde zehn Vorschläge durchgefallen, weil diese nicht den Vorgaben entsprachen. Um sich keine Blösse zu geben, habe dies die Jury nicht getan.
Was das Siegerprojekt des Büros Barozzi Veiga betrifft, monieren die Architekten hauptsächlich, dass eine geschützte Anlieferung fehlt. Paradoxerweise war ein solcher wettersicherer, klimatisierter und abschliessbarer Bereich gewünscht gewesen, weil das Museum derzeit über keinen verfügt. Nun erwarten die Kritiker eine Stellungnahme von der Regierung. Wie „Die Südostschweiz“ weiss, sind sie bereit, das Wettbewerbsverfahren von einer neutralen Stelle überprüfen zu lassen. (mai)
In der Ausgabe vom 4. Mai stellte das "baublatt" das Siegerprojekt vor: Link zum Artikel