Die Schweiz verdient eine Zukunft mit mehr Holz
Der Bundesrat hat den Schweizerischen Nationalfonds Ende Februar mit der Durchführung eines neuen Nationalen Forschungsprogramms „Strategien und Technologien zur wertoptimierten Nutzung der Ressource Holz“ beauftragt. Die Forschungsdauer beträgt fünf Jahre. Das Programm ist eine immense Chance für die Holzbranche – und für die Schweiz.
Mit solchen Forschungsprogrammen werden Vorhaben gefördert, die einen aktuellen Fragekomplex von nationaler Bedeutung betreffen. Ihre Ergebnisse sollen einen wissenschaftlich fundierten und innovativen Beitrag zur Lösung dringender gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Probleme liefern. Welchen Nutzen stiftet eine Forschungsoffensive zu Holz für unser Land?
Die konsequente Nutzung nachwachsender Rohstoffe ist das A und O einer Wirtschaft, die sich mit dem Prädikat „nachhaltig“ schmücken will. Von diesem Ziel sind wir nach wie vor weit entfernt, obwohl es seit Jahren in der Bundesverfassung steht. Noch immer verlassen wir uns weitgehend auf fossile Ressourcen – zum Schaden der Umwelt und der Zukunft jenseits der nächsten zwei, drei Quartalsabschlüsse.
Erweitert man den Horizont um ein paar Generationen, kommt Holz eine eminente Bedeutung zu. Unser Land verfügt über enorme Vorräte an diesem erneuerbaren Naturmaterial, das in vielfältiger Weise andere Stoffe zu ersetzen vermag. Holz ist in der Schweiz bereits heute ein immer beliebteres Baumaterial und wird zunehmend als Energieträger genutzt. Doch damit nicht genug: In einigen Jahrzehnten könnte es auch zu einer neuen Basis der chemischen Industrie und damit zu einem Nachfolger des heute noch allgegenwärtigen Öls werden. Damit es soweit kommen kann, braucht die Schweiz interdisziplinär konzertierte Forschung und Entwicklung sowie breit angelegten Wissens- und Technologietransfer.
Die grossen Linien dafür definiert die aus langjähriger und intensiver Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft hervorgegangene Forschungsinitiative „Wood Fibre 2020“. Sie legt die Basis für die Ausführungsplanung des neuen Nationalen Forschungsprogramms.
Ingenieur-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften verbinden sich darin sinnvoll und partnerschaftlich. Die wesentlichen Stützen der Wald- und Holzwirtschaft, der Wissenschaft, Verwaltung und Politik sind allesamt in die Initiative eingebunden.
Nach Ablauf des Programms wird die Welt noch nicht eine andere sein. Doch auch wenn sich die Effekte nicht sofort in Markanteilen und Umsatz messen lassen, auch wenn sich die erste Wirkung darauf beschränkt, an den Hochschulen wieder mehr Aufmerksamkeit für Holz zu gewinnen, und erst viel später direkte Produktentwicklungen resultieren: Eine geballte Ladung an Forschung bringt die Anwendung von Holz voran. Und das verdient die Schweiz.
Christoph Starck, Direktor Lignum, Holzwirtschaft Schweiz