Die Pyramide des Anstosses
Wird es gebaut, dürfte es ein Wahrzeichen Lausannes werden: das markante Dach des Waadtländer Grossratsgebäudes. Doch nicht allen gefällt die graue, asymmetrische Pyramide. Über 17'000 Stimmberechtigte haben das Referendum gegen das Dach unterzeichnet. Nötig gewesen wären 12'000 Unterschriften.
Im Mai 2002 brannte das Grossratsgebäude ab. Der elegante, neoklassizistische Bau, der zwischen 1802 und 1805 errichtet worden war, stand damals leer. Grund waren anstehende Renovationsarbeiten, deretwegen der Grosse Rat bereits ausgezogen war. Zwar sind mittlerweile zehn Jahre vergangen, doch das Parlament tagt noch immer in einem Provisorium. Ursprünglich wollte man das Kleinod des Architekten Alexandre Perrault gleich wieder aufbauen, doch dem Kanton fehlte das Geld.
Erst fünf Jahre später stand das Vorhaben wieder zur Debatte. Der Plan, das Bau zu restaurieren, wurde allerdings fallengelassen. Ein Neubau sollte her. Dafür schrieb der Kanton einen Architekturwettbewerb aus. Das Rennen machte das Lausanner Atelier Cube mit den katalanischen Architekten Bonell&Gill. Sie schlugen vor, hinter der noch bestehenden Fassade des Gebäudes einen Neubau zu errichten, mit einem markanten, pyramidenförmigen, verzinnten Dach. Wird es gebaut, wird es die Skyline der Lausanner Altstadt stark prägen.
Davon sind viele nicht begeistert: „Überdimensioniert und unpassend“ ist das Dach laut den Gegnern. Sie seien nicht gegen zeitgenössische Architektur, erklärt FDP-Gemeinderat Pierre-Antoine Hildebrand, Co-Präsident des Referendumskomitees. Vielmehr gehe es darum, die Reste der historischen Altstadt zu respektieren. Der Baukredit an sich gab kaum zu reden: er beläuft sich für das Hauptgebäude auf 15,5 Millionen Franken.
Die Beglaubigung der Unterschriften dürfte bis Ende Monat abgeschlossen sein. (mai)