Die Krone der Lampen
Noch vor knapp 200 Jahren war genügend Licht für Normalverbraucher Luxus. Ein Raum liess sich damals nur mit einem teuren Kronleuchter einigermassen hell beleuchten. Im Zug der Industrialisierung wurde das Statussymbol zur Massenware. Das Museum Bellerive widmet dem Kronleuchter und seiner Geschichte eine faszinierende Ausstellung.
Bis in die Vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts nutzte man zur Beleuchtung vor allem einfache Gefässe aus Ton, Stein, Glas oder Metall die mittels eines Dochtes Pflanzenöl oder tierisches Fett verbrannten und Kerzen. Diese schwachen Lichtquellen eigneten sich kaum zum Lesen oder zum Handarbeiten. Und schon gar nicht dafür, die Nacht zum Tag zu machen. Nur wer reich war, konnte sich in diesen „dunklen Zeiten“ einigermassen helle Räume leisten, in dem man viele kleine Lichtquellen gleichzeitig brennen liess und diese an mächtigen Deckenleuchtern befestigte. Solche Lüster gab es bereits im Mittelalter. Am französischen Hof avancierten die luxuriösen Gebilde spätestens mit dem Sonnenkönig zum fürstlichen Statussymbol. Es wurden ganze Vermögen für besonders kunstvolle Kronleuchter aus kostbaren Materialien ausgegeben.
Mit der Industrialisierung wurden sie zur Massenware. Die Erfindung der Glühbirne und der Einzug des Kronleuchters in die bürgerlichen Wohnstuben degradierten das Statussymbol zur Dekoration. Heute hängen Kronleuchter überall; nicht nur in repräsentativen Räumen sondern ebenso im Coiffeursalon wie in Restaurants oder Nachtclubs und zu Hause bei Designliebhabern.
Von Bergkristall bis Kunststoff
Ob aus Bergkristall, Messing, Glas und Kunststoff – kaum ein anderes Gestaltungsthema hat über die Jahrhunderte hinweg eine so facettenreiche und fantasievolle Entwicklung durchlebt wie der Kronleuchter: Die Ausstellung erzählt die Geschichte des Kronleuchters vom Öllämpchen bis zur Leuchtdiode, vom böhmischen Barocklüster aus Glas bis hin zu Philippe Starcks extravagantem Chandelier. Eine Entwurfszeichnung aus der Werkstatt von Giovanni Battista Metellino für einen Kronleuchter aus dem Jahr 1720 lässt sich ebenso bewundern wie die zeitgenössische Umsetzung eines Kronleuchterdetails des Berliner Künstlers Martin von Ostrowski im Schloss Sanssouci. Zudem experimentieren Lichtdesigner wie Ingo Maurer mit dem Material und die Künstler Jason Rhoades aus Kalifornien und die Ursula Palla aus Zürich loten die verborgene Potenziale des Objekts aus. (mai/mgt)
bis 27. März 2011
Adresse: Museum Bellerive, Höschgasse 3, 8008 Zürich
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 17 Uhr, geschlossen jeweils montags sowie 24. Dezember bis 1. Januar
Open House mit freiem Eintritt am Sonntag, 6. Februar
Weitere Informationen: www.museum-bellerive.ch