Dicke, schlechte Luft unter dem Zürcher Hauptbahnhof
Den Bauarbeiter auf der Baustelle der Durchmesserlinie unter den Gleisen des Zürcher Hauptbahnhofs stinkts im wahrsten Sinne des Wortes: Weil aus den Plumpsklos der alten SBB-Wagen die Exkremente durch die Bretterabdeckungen tropfen, stellten sie die Arbeit ein. Die SBB reagierte verärgert.
Ausgelöst wird das Problem von denjenigen Zügen, die noch mit alten Toiletten unterwegs sind. Fahren sie in den Hauptbahnhof ein, kann eine unappetitliche Sauce durch die Bretterverschläge zwischen den Gleisen auf die darunter liegende Baustelle tropfen. Auf den betroffenen Gleisen 11 bis 14 verkehren täglich 20 Züge solchen WCs. Aus diesem Grund war die Baustelle der Durchmesserlinie schon vergangenen Mittwoch für einige Stunden geschlossen worden. Die SBB habe danach versprochen, sofort Schutzmassnahmen einzuleiten, teilte die Unia Zürich-Schaffhausen heute mit. Doch diese Massnahmen seien nicht umgesetzt worden.
Vergangenen Mittwoch waren SBB und Unia übereingekommen, dass nach der Zugseinfahrt die Toiletten sofort abgeschlossen werden. Um so dafür zu sorgen, dass die Fäkalien die Bauarbeiter nicht stören. Die SBB habe zugesichert, dass dafür genügend Personal auf den Perrons zur Verfügung gestellt würde, so Unia-Mediensprecher Lorenz Keller. Das sei bisher nicht der Fall gewesen. Nun sei SBB-Chef Andreas Meyer gefordert, er müsse die Sache selbst an die Hand nehmen, sagte Keller. Herabfallender Kot und Urin sei für die betroffenen Arbeiter nicht nur eklig, sondern auch unhygienisch und entwürdigend. Die Unia verlange deshalb von den SBB eine Garantie, dass die Immissionen auf der Baustelle umgehend abgestellt werden.
SBB und ARGE Bahnhof Löwenstrasse bedauern
Die SBB als Bauherrin des Tiefbahnhofs Löwenstrasse und die ausführende ARGE Bahnhof Löwenstrasse bedauern in einer Mitteilung die Unannehmlichkeiten für die Bauarbeiter. Gleichzeitig verurteilten sie die Arbeitseinstellung. Die „Blockade“ sei trotz laufender Verhandlungen mit der Unia veranlasst worden. Bereits Anfang September habe man eine wasserfeste Abdeckung aus Plexiglas zwischen den betroffenen Gleisen installiert. Diese halte 95 Prozent der tropfenden Flüssigkeiten zurück. Zudem wiesen Hinweisschilder in jeder Zugstoilette die Besucher darauf hin, dass das WC während des Zugaufenthaltes nicht benützt werden soll. Ab Morgen Dienstag werden zusätzlich die Toiletten der ersten drei Wagen vor der Einfahrt in die Gleise 11 bis 14 durch das Zugspersonal geschlossen und erst nach der Ausfahrt wieder geöffnet. Mit dieser Massnahme würden die Arbeiter auf der Baustelle vollständig vor Abwasser geschützt, schreibt die SBB.
Laut Keller bleiben die Bauarbeiten im betroffenen Abschnitt unter dem Hauptbahnhof vorerst bis Montagabend eingestellt. Dann will die Gewerkschaft zusammen mit den Bauarbeitern die Lage neu beurteilen. (mai/sda)