Deutschstunden zwischen Kran und Bagger
Für einmal ziehen die Unia und der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) am selben Strick: Damit sich fremdsprachige Bauarbeiter besser integrieren und im Alltag zurechtfinden können, bieten die Gewerkschaft und der SBV Deutschstunden auf der Baustelle an.
Bis im Frühling besuchen rund 50 Bauarbeiter die Kurse. Dabei geht es um zwei Lektionen pro Woche, die am Arbeitsplatz erteilt werden, und zwar in der Baubaracke oder auf dem Werkhof unmittelbar vor oder nach der Arbeit. Abhängig vom Unternehmen werden die Deutschstunden an die Arbeitszeit angerechnet. Die Kosten der Lektionen trägt der Paritätische Fonds der Sozialpartner. Am Pilotprojekt beteiligt sind vier Baustellen in Bern, Basel, St. Gallen und Frauenfeld. In den Kursen geht es nicht um die Verständigung auf der Baustelle. Bei der Arbeit verstünden sich die Angestellten ohne Probleme, erklärt Albin Hungerbühler, Personalleiter der am Projekt beteiligten Stutz AG. Probleme mit dem Deutsch hätten die Bauarbeiter erst im Alltag.
Das Projekt „Deutsch auf der Baustelle“ stützt sich auf das vom Bund lancierte Sprachlernsystem „fide“. Dieses ist so konzipiert, dass auch nicht an Schulunterricht gewohnte Menschen alltägliche Situationen rasch meistern können. Erteilt wird der Unterricht von der Stiftung ECAP, einem gewerkschaftlichen Bildungsinstitut.
Schulungsoffensive in der Gastrobranche
Mit dem Pilotprojekt wollen die Verantwortlichen herausfinden, welches die besten Voraussetzungen für den Deutschunterricht sind. Danach soll das Projekt auf das ganze Land ausgedehnt werden. „Deutsch auf der Baustelle“ ist allerdings nur ein Beispiel. So befasst sich etwa auch die Gastronomiebranche mit dem Thema: Kommendes Jahr startet der Verband GastroSuisse unter dem Titel „Gut informiert - besser integriert“ eine Schulungsoffensive.
Bund, Kantone, Städte, Gemeinden und Wirtschaft einigten sich heute Dienstag in Bern auf gemeinsame Ziele für die Integration von Arbeitnehmern. Am Dialog über Integration am Arbeitsplatz - er ist eine Initiative der Tripartiten Agglomerationskonferenz (TAK) - stellten Branchenvertreter erste konkrete Projekte vor. Sprachkenntnisse und berufliche Qualifikationen seien für Zugewanderte äusserst wichtig, um sich nachhaltig integrieren und im wirtschaftlichen Strukturwandel bestehen zu können, wird Justizministerin Simonetta Sommaruga in einer Mitteilung des Bundesamtes für Migration dazu zitiert. (mai/sda)