Deutlicher Umsatz- und Gewinnrückgang im 2009
Die Wirtschaftskrise hat Holcim deutlich zugesetzt: Der Zementkonzern hat letztes Jahr markant weniger umgesetzt und verdient. Weltweit tauchte der Umsatz um 16 Prozent auf 21,132 Milliarden Franken.
"2009 wird vielen als Krisenjahr in Erinnerung bleiben", sagte Holcim-Chef Markus Akermann auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. "Die Bauwirtschaft musste vor allem in Europa und Nordamerika Einbrüche verkraften. Besonders schwierig war die Lage in den USA, Grossbritannien und Spanien", sagte er. Auch in Osteuropa und Russland sei die Baurezession heftig. Besser sei die Lage in Asien und zu einem guten Teil auch in Lateinamerika und Afrika. Hier hätten viele Länder den Wachstumskurs gehalten, allen voran Indien und China. Dies zahle sich für Holcim aus, da der Konzern so stark in den Schwellenländern vertreten sei wie kein anderer Baustoffhersteller.
Der Umsatz des zweitgrössten Zementkonzerns der Welt nach der französischen Lafarge tauchte um 16 Prozent auf 21,132 Milliarden Franken. Der so genannte betriebliche EBITDA (operativer Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen) knickte um 13,2 Prozent auf 4,63 Mrd. Fr. ein. Unter dem Strich verdiente Holcim 1,471 Milliarden Franken. Das sind 17,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
8600 Stellen gestrichen
Um die Talfahrt zu bremsen, unterzog sich der Konzern harten Einschnitten. Rund 8600 Stellen seien gestrichen worden, sagte Finanzchef Theophil Schlatter. Dank Zukäufen sank der Personalbestand aber lediglich von 86'700 auf 81'500 Mitarbeiter bis Ende Dezember. Vor allem in Europa und Nordamerika wurden Werke definitiv oder temporär stillgelegt. Insgesamt wurden 23 Ofenlinien mit einer Kapazität von gut 10 Millionen Tonnen Zement ausser Betrieb genommen. Es wurden aber auch mehr als 100 Zuschlagstoffbetriebe und Transportbetonzentralen vorübergehend geschlossen.
Durch Verschlankung der Abläufe und Strukturen hat Holcim die Fixkosten um 857 Millieanen Franken gedrückt. Damit habe man das eigene Sparziel von mindestens 600 Millionen Franken übertroffen, sagte Akermann.
Besser als Lafarge
Dies schlug sich bereits positiv im Ergebnis des Schlussquartals nieder. Obwohl der Umsatz nochmals um acht Prozent sank, konnte Holcim den Gewinn mehr als verdreifachen. Damit haben sich die Schweizer besser geschlagen als Konkurrentin Lafarge. Der Branchenprimus musste im vergangenen Jahr eine Halbierung des Gewinns hinnehmen und rutschte im Schlussquartal gar in die Verlustzone. Die Holcim-Aktie gab dennoch an der Schweizer Börse bis gegen 14.20 Uhr um 1,7 Prozent auf 72 Fr. nach. Der Zementkonzern hatte mit den Jahreszahlen die Erwartungen Analysten nicht ganz erfüllt.
Keine neue Rosskur
Wachstumshoffnungen hegt Holcim für die Schwellenländer. Insbesondere in Asien und Ozeanien dürfte der Konzern weiter zulegen. Dort sollen neue Fabriken eröffnet werden. Hingegen sieht es düster sieht für Europa und Nordamerika aus: In Spanien, Italien und Grossbritannien dürfte die Bauwirtschaft keine wesentlichen Fortschritte machen, sagte Akermann. Auch im Osten und in Russland bleibe die Lage schwierig. In Nordamerika sei ebenfalls nicht mit einer raschen Erholung zu rechnen. Konkrete Prognosen für 2010 wagt Holcim nicht.
Dennoch stehen keine neuen tiefen Einschnitte an: Stärkere Restrukturierungsmassnahmen seien nicht notwendig, sagte Akermann. Holcim gehe nicht davon aus, weitere Werke in Europa stillzulegen. (sda)