13:51 BAUBRANCHE

Der Permafrost im Gebirge erwärmt sich europaweit

Teaserbild-Quelle: Grafik: Noetzli et al. (2024, Nat. Commun.)

In europäischen Gebirgsregionen steigen die Temperaturen im Permafrost stetig, während der letzten zehn Jahre teils um über 1 Grad Celsius. Der seit Jahrhunderten gefrorene Grund verändert sich stärker und schneller als bisher. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Permafrost-Bohrloch.

Quelle: Jeannette Nötzli / SLF

Permafrost-Bohrloch am Schafberg bei Pontresina (GR).

Von Spitzbergen im Norden von Norwegen hinunter über die Alpen bis ^in die südspanische Sierra Nevada: In den Europas Gebirgsregionen steigt die Temperatur im Permafrost. Dies geht aus einer internationalen Studie hervor, für die  64 Messreihen aus neun europäischen Ländern unter Leitung der WSL-Instituts für Schnee-und Lawinenforschung (SLF) zusammengetragen und ausgewertet worden sind. Sie zeige erstmals deutlich, dass der Gebirgs-Permafrost in ganz Europa wärmer werde, schreibt das SLF ins einer Medienmitteilung. In den letzten zehn Jahren habe die Temperatur in zehn Metern Tiefe an einigen Standorten um mehr als ein Grad Celsius zugenommen. «Die Erwärmung des Permafrosts im Gebirge ist gross», resümiert Jeannette Nötzli vom SLF, die Wissenschaftlerin leitete die Datenerhebung und -auswertung. «Und Sie zeigt sich in allen Regionen, Tiefen und Zeiträumen, die wir analysiert haben.»

Das Hochgebirge und in den Polargebieten, wo der Permafrost vorkommt, reagieren besonders stark auf die Klimaveränderung: Laut der Studie ist die Zunahme der Permafrost-Temperaturen in den Gebirgsregionen Europas teils ähnlich gross ist wie in der Arktis: Die stärkste Erwärmung stellten  die an der Studie beteiligten Fachleute an den höchstgelegenen und nördlichsten Standorten fest. – Denn steigen die Temperaturen im eisreichen Permafrost gegen 0 Grad Celsius, verlangsamt sich die Erwärmung deutlich und kommt beinahe zum Stillstand. Dies, weil die Energie für das Schmelzen des Eises im Untergrund benötigt wird. Ist das Eis im Permafrostboden jedoch geschmolzen, nehmen die Temperaturen wieder zu.

Naturgefahren und bedrohte Infrastrukturen?

Nötzli und ihr Team konnten für ihre Arbeit auf zum Teil jahrzehntelange Messreihen aus europäischen Gebirgen zurückgreifen, die die Temperaturen in mindestens zehn Metern Tiefe messen. Das Erheben jener Daten in der harschen Umgebung ist äusserst aufwendig. «Dieser grosse Datensatz ist einmalig und enorm wertvoll», sagt Nötzli. 

Allerdings bilden solche Zeitreihen und ihre Auswertung nicht nur eine wichtige Grundlage für die Forschung, sondern auch für die Praxis und Behörden. Zumal die  zunehmenden Veränderungen im Gebirge und die möglichen Folgen für Naturgefahren und die Infrastruktur sind eine grosse Herausforderung in vielen Berggebieten. .- Die Messungen werden weiter fortgesetzt. Derweil erwärmt sich auch der Permafrost weiter. «Das sieht man auch daran, dass die Erwärmung in zehn Metern Tiefe stärker ist als tiefer im Boden», sagt Nötzli. So reagieren die Temperaturen im Boden mit zunehmender Verzögerung auf die Klimaveränderung. Die beobachtete Erwärmung werde in den kommenden Jahrzehnten weiter in grössere Tiefen vordringen, schreibt SLF.  (mai/mgt)




Karte

Quelle: Grafik: Noetzli et al. (2024, Nat. Commun.)

Übersicht der ausgewerteten Standorte in europäischen Permafrostgebirgen. (Für vergrösserte Ansicht bitte aufs Bild klicken.)

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Doka Schweiz AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.