Deponieeigentümer und finanzielle Altlasten
Die ehemalige Deponie Illiswil in Wohlen entpuppt sich für die heutigen Grundeigentümer als finanzielle Altlast: Sie müssen die Vorabklärungen für die anstehende Sanierung mitzahlen. Das hat das bernische Verwaltungsgericht entschieden.
Die sieben Grundeigentümer müssen zehn Prozent der Kosten übernehmen. Dabei geht es für sie um insgesamt einige zehntausend Franken. Die Grundeigentümer hatten Beschwerde gegen einen entsprechenden Entscheid des kantonalen Amts für Wasser und Abfall (AWA) erhoben. Sie machten geltend, dass sie die Grundstücke erst nach Schliessung der Deponie im Jahr 1975 geerbt haben. Bei der Übernahme der Parzellen habe kein Altlastenkataster bestanden, und aus dem Grundbuch sei nicht ersichtlich gewesen, dass auf den Parzellen eine Deponie betrieben worden sei. Das Verwaltungsgericht liess diese Argumentation nicht gelten, wie das am Montag publizierte Urteil zeigt. Bei den Beschwerdeführern handle es sich ja um sechs Söhne und einen Enkel derjenigen Grundstückbesitzer, die das Land einst für gutes Geld der Stadt Bern als Deponie zur Verfügung stellten. Nach Ansicht des Gerichts müssen auch die Nachkommen Kenntnis von der Existenz der Deponie gehabt haben - oder sie hätten es "bei Anwendung der gebotenen Sorgfalt" leicht herausfinden können.
Schadstoffe im Bach
Im Auftrag der Stadt Bern betrieb eine einfache Gesellschaft des Berner Transportgewerbes die Deponie Illiswil von 1962 bis 1975. Abgelagert wurden Bauschutt, Hauskehricht, Kehrichtschlacken, Strassenschlämme sowie flüssige und ölige Industrieabfälle. Die Altlasten beschäftigen die Behörden bis heute. Denn eine kantonale Studie von 2008 zeigte, dass Schadstoffe wie Ammonium aus der zugeschütteten Grube in den Illiswilbach sickern. Der Kanton Bern führte darauf Untersuchungen durch, um geeignete Sanierungsmethoden zu eruieren. Den Grossteil der Untersuchungskosten übernahmen Bund und Kanton, kleinere Beträge wurden der Stadt Bern und den Grundeigentümern aufgebürdet.
Sanierung in zwei Phasen
Die Verschmutzung des Illiswilbachs sei zwar nicht dramatisch, doch der Zustand lasse sich auf Dauer nicht tolerieren, sagte Jacques Ganguin vom Amt für Wasser und Abfall (AWA) am Montag auf Anfrage. Die anstehende Sanierung soll in zwei Phasen erfolgen. Zunächst soll Anfang 2013 eine Schmutzwasserleitung gebaut werden, die vom Deponiefuss zur öffentlichen Kanalisation führt. Das ist laut Ganguin eine relativ einfache Massnahme. Weit schwieriger ist der zweite Sanierungsschritt. Dabei dürfte es darum gehen, den Illiswilbach umzuleiten. Denn heute fliesst der Bach in einer fast 700 Meter langen alten Betonröhre unter der ehemaligen Deponie hindurch. Die Röhre ist nicht mehr ganz dicht, weshalb Schadstoffe in den Bach gelangen.
Wo der Bach künftig durchfliessen soll, möchte der Kanton im Lauf dieses Jahres mit der Stadt Bern, der Standortgemeinde Wohlen, den Grundeigentümern, dem Schutzverband Wohlensee und Vertretern des Bundes erörtern. Laut Ganguin sind mehrere Varianten möglich. Das Ziel sei, das Problem innert drei bis sechs Jahren zu lösen. (sda)