Davoser Ferien- und Zweitwohnungen sind zu oft leer
Durchschnittlich stehen in Davos Ferienhäuser und Zweitwohnungen während 270 Tagen im Jahr leer. Um deren Auslastung zu erhöhen, wird in einer Studie eine Lenkungsabgabe angeregt. Zudem sollten Zweitwohnungsbesitzer besser in die Gemeinde integriert werden.
Im Auftrag der Gemeinde Davos, des Vereins Zweitwohnungsbesitzer Region Davos und der Davos Klosters Bergbahnen hat die Tourismus- und Beratungsfirma grischconsulta die Bewirtschaftung der Ferien- und Zweitwohnungen analysiert. Dazu wurden rund 1000 Zweitwohnungsbesitzern und Feriengästen schriftlich befragt. Es sei das erste Mal, dass umfassende Grundlagen und Daten zu Ferien- und Zweitwohnungen in einer Tourismusdestination erhoben worden seien, erklärte grischconsulta-Geschäftsführer Roland Zegg vor den Medien in Zürich. Die Studie sei bereits vor der Abstimmung über die Zweitwohnungsinitiative in Auftrag gegeben worden. Die wirtschaftliche Bedeutung der Ferien- und Zweitwohnungen sei für die Feriendestination Davos enorm und noch bedeutender als bisher angenommen, so Zegg. Dagegen sei die Auslastung dieser Immobilien schlechter als vermutet. Diesem Phänomen könne sich keine Tourismusregion in der Schweiz verschliessen.
Ein Drittel der Davoser Wertschöpfung von 770 Millionen Franken stammt laut Roman Grossrieder, Projektleiter bei grischconsulta, aus dem Bau, dem Handel, dem Betrieb und der touristischen Nutzung von Ferien- und Zweitwohnungen. 60 Prozent der Logiernächte in Davos entfallen auf die Parahotellerie.
Zweitwohnungsbesitzer animieren nach Davos zu ziehen
Deutlich schlechter ist die Bilanz bei der Auslastung: Im Durchschnitt sind die insgesamt 5200 touristisch genutzten Ferien- und Zweitwohnungen lediglich an 95 Tagen pro Jahr belegt und die Bettenauslastung beträgt gerade mal 17 Prozent. Rund 3400 Wohnungen oder 65 Prozent werden gar nicht vermietet. 84 Prozent der Ferien- und Zweitwohnungen sind in auswärtigem, 16 Prozent in einheimischem Besitz. 40 Prozent der auswärtigen Besitzer sind Zürcher, 15 Prozent stammen aus Deutschland. Von den auswärtigen Besitzern vermieten nur 22 Prozent ihre Immobilie. Dagegen vermieten sämtliche Einheimischen ihre Ferienwohnungen.
Von diesen Daten hat grischconsulta eine Reihe von Empfehlungen abgeleitet: Sie rät etwa zu einer Lenkungsabgabe, um die Auslastung zu verbessern. Dabei sollte nicht nur die Nutzung durch Vermietung, sondern auch die Eigennutzung angerechnet werden, sagt Zegg. Gleichzeitig sollten die Besitzer von Zweit- und Ferienwohnungen besser in die politische Meinungsbildung einbezogen und die Vermarktung von Zweitwohnungen professionalisiert werden. Auch sollten Anreize geschaffen werden, um Zweitwohnungsbesitzer zu motivieren, ihren Wohnsitz nach Davos zu verlegen.
Parallelen zu Pontresina, Adelboden und Zermatt
Nach der Umsetzung der Zweitwohungsinitiative braucht es laut Zegg neue Finanzierungslösungen. Es müsse mehr in Umbauten investiert und Einnahmeausfälle durch höhere Belastung der Gewinne kompensiert werden. Neben der Einführung einer Liegenschaftssteuer sollte auch abeklärt werden, wie der massive Wertschöpfungsabfluss aus dem Kauf und Verkauf von Zweitwohnungen reduziert werden kann. Heute verliere Davos jährlich rund 30 Millionen Franken, weil 60 Prozent der Verkäufer keinen Wohn- oder Firmensitz in Davos haben.
Vertreter von Pontresina, Adelboden und Zermatt machten an der Medienkonferenz deutlich, dass auch ihre Tourismusdestinationen mit ähnlichen Konflikten zu kämpfen haben wie Davos: „Wir könnten die Studie eins zu eins übernehmen“, sagte der Zermatter Gemeindepräsident Christoph Bürgin. Eher skeptisch beurteilt wurde eine Lenkungsabgabe. Diese könne sich auch kontraproduktiv auswirken. Die Befragung in Davos ergab, dass ein Grossteil der Zweitwohnungsbesitzer, die heute nicht vermieten, dies auch bei einer Abgabe nicht tun oder bei einer zu hohen Abgabe ihre Zweitwohnung verkaufen würde. (mai/sda)