Das Juwel von Mümliswil
Die Solothurner Gemeinde Mümliswil besitzt ein rares Architekturjuwel: das ehemalige Kinderferienheim von Hannes Meyer. Denn obwohl er einer der wichtigsten Schweizer Architekten war, stehen heute bloss zwei Bauten von ihm in der Schweiz. Nun soll Land des Kinderheims verkauft werden.
Hannes Meyer (1889 bis 1954) hat seine Karriere mit einer Maurerausbildung begonnen, später war er Direktor des Bauhauses in Dessau. Allerdings sorgte seine politische Einstellung schon bald für ein Ende: wegen "kommunistischer Machenschaften" wurde er nach zwei Jahren aus seinem Amt entlassen. Seine politische Einstellung machte es ihm auch nicht leicht, Bauherren zu finden. Obwohl er mit seinem Entwürfen, etwa für den Völkerbundpalast in Genf, Weltruhm erlangte. Darum stehen in der Schweiz gerade Mal zwei Bauten von ihm: die Siedlung Freidorf in Muttenz und das ehemalige genossenschaftliche Kinderferienheim im solothurnischen Mümlisdorf. Für den schlichten Bau mit L-förmigem Grundriss verwendete Meyer Baumaterial aus der Umgebung. Ziegelwände, dunkles Holz und gelber Sichtbackstein dominieren das Gebäude. Während der vergangenen Jahre fanden dort Bildungskurse statt. Wäre es nach dem Kanton gegangen, hätte man das Gebäude 2009 zum Durchgangszentrum für Asylbewerber umgebaut. Doch soweit kam es nicht. Die Gemeinde sagte nein.
Gemeinde sagt ja und Heimatschutz nein
Jetzt sorgt die Architekturikone wieder für Unmut: Denn während die Gemeinde Mümliswil Land im Umfeld des Ferienheims verkaufen will, wehrt sich der Solothurner Heimatschutz dagegen und hat nun Einsprache erhoben. Dies berichtet die „Mittelland Zeitung“. Der Grund für das Nein des SoHS zum Vorhaben der Gemeinde: ein Teil des Landes gehört zum ehemaligen Ferienheim. Wird dieses Land verkauft, droht eine Überbauung. Im Gegensatz zum SoHS ist man bei der Gemeinde der Ansicht, dass ein Grenzabstand für Bauten zwischen 2 oder vielmehr 3 Metern genügt.
Die Gemeinde hatte das Heim der Stiftung 2004 abgekauft, um die Nutzung des Gebäudes nutzen zu können. Allerdings beschloss man wenig später, die Liegenschaft wieder zu verkaufen. Kein leichtes Unterfangen: das Kinderheim wartet bis heute auf Käufer. Man wolle das Haus nur jemandem veräussern, der den historischen Wert der Liegenschaft kenne und zu schätzen wisse, erklärte der Mümliswiler Gemeindpräsident Hans Bloch vor zwei Jahren gegenüber der Zeitung „Sonntag“. (mai)