Das Bauhauptgewerbe im Corona-Jahr
Das Bauhauptgewerbe erzielte 2020 einen Umsatz von 19.5 Milliarden Franken und lag damit 5.8% unter dem Vorjahr, wie die Quartalserhebung des SBV zeigt. Da in vielen Kantonen deutlich weniger öffentliche Bauaufträge eingegangen sind, hängt der für 2021 prognostizierte Umsatz von 19.8 Mrd laut den Baumeistern wesentlich davon ab, ob die Behörden ihre Bauprojekte «mit dem notwendigen Effort planen».
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Das Bauhauptgewerbe erzielte 2020 einen Umsatz von 19.5 Milliarden Franken-
Bauhauptgewerbe hat sich besser geschlagen als andere Branchen
Mit dem Minus von 5.8% unter Vorjahresniveau habe sich das
Bauhauptgewerbe besser geschlagen als viele andere Branchen, heisst es in der
Medienmitteilung des SBV. Hätten alle Akteure der Branche am selben Strick
gezogen, wäre das Bauhauptgewerbe diesem Anspruch noch besser gerecht geworden.
Als ersten Kanton erreichte die Pandemie das Tessin im März
2020. Der SBV war der Meinung, dass in der restlichen Schweiz nur jene
Baustellen geschlossen werden sollten, auf denen Hygiene- und Abstandsregeln
nicht eingehalten werden können. Kontrollen der Suva hätten einen
regelkonformen Betrieb auf über 97 Prozent der Baustellen bestätigt.
Zu viel Kurzarbeit?
Der Baumeisterverband kritisiert, dass im Frühling 2020 die
Gewerkschaften dennoch einen landesweiten Baustopp verlangten; Ebenso, dass in
diesem Zusammenhang bis zu 10‘000 Personen in Kurzarbeit geschickt worden sind
und mehrere hundert Beschäftigte ihre Stelle verloren haben.
Nachdem einzelne Westschweizer Kantone der Forderung der
Gewerkschaften nachgekommen sind, trug dies laut SBV zu einem Umsatzrückgang
bei: So sank in der Romandie der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 12%, in der
Deutschschweiz hingegen nur um 3%.
Bauindex 2021: Es braucht mehr öffentliche Aufträge
Der Bauindex der CS und des SBV lässt 2021 einen Umsatz von
19.8 Mrd. Franken erwarten. Mit dem Umsatz von 19.5 Mrd. war 2020 das
schwächste Baujahr seit fünf Jahren. Es gebe Anzeichen, dass die Umsätze 2021
zwar wieder leicht ansteigen werden, sie jedoch tiefer ausfallen werden als vor
der Corona-Pandemie, schreibt der SBV.
Ob die erwartete positive Entwicklung eintrifft, hängt laut
den Baumeistern aber auch davon ab, ob die Behörden ihre Bauprojekte «mit dem
notwendigen Effort planen, bewilligen und auch realisieren». Dies, nachdem im
2020 die öffentlichen Bauaufträge in der Mehrheit der Kantone zurückgegangen
sind. So wurden im öffentlichen Tiefbau 3.4% weniger Aufträge vergeben, der
Arbeitsvorrat sank um 2.5%.
Private Baugesuche wegen Homeoffice verzögert
Zudem stellt der SBV fest, dass Bewilligungen von privaten
Baugesuchen – «offenbar wegen dem Arbeiten im Home Office» – von den Behörden
nur verzögert behandelt wurden. «Wir rufen daher die öffentlichen Bauherren
dazu auf, den Fünf-Punkte-Plan des SBV und von Infra Suisse jetzt umzusetzen»,
so der SBV. Das heisst, Baugesuche rasch zu begutachten und baureife Projekte
voranzutreiben.
Zudem empfiehlt der Verband, dass Bund, Kantone und
Gemeinden den Paradigmenwechsel bei den öffentlichen Beschaffungen in die Tat
umsetzen, auch wenn noch nicht überall alle Details geklärt sind. Statt Ausschreibungen
zum tiefsten Preis zu vergeben, sollten Projekte zu fairen Preisen an Anbieter
mit der besten offerierten Qualität gehen. (mgt/mai)