Coronakrise und steigende Preise setzen Schweizer Fenster- und Fassadenbauern zu
Die Coronakrise bringt Schweizer Fenster- und Fassadenbauen zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Wie die Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden (SZFF) mitteilt, ist die Auftragslage zwar gut, aber die überhitzte Nachfrage nach Rohstoffen und Zuliefermaterial auf den Weltmärkten führt zu massiven Verteuerungen. In der Branche, die gesamthaft 4’000 Arbeitsplätze umfasse, sei das Überleben vieler KMU ernsthaft bedroht.
Quelle: Ricardo Gomez Angel, Unsplash
Eher dunkle Aussichten für die Fenster- und Fassadenbauer; sie leiden unter den Folgen der Coronakrise.
„Wir jammern nicht einfach auf hohem Niveau, denn wir wissen
mit einem enormen Preisdruck in der Fenster- und Fassadenbranche eigentlich
unternehmerisch gut umzugehen“, wird SZFF-Geschäftsführer Fabio Rea in der
Medienmitteilung zitiert. „Ein erzielter Reingewinn von zwei bis drei Prozent
auf die gesamte Auftragssumme gilt in unserer Branche schon seit einigen Jahren
bereits als Erfolg.“
Mittlerweile hat sich die Situation laut SZFF pandemiebedingt zugespitzt: „Seitens der metallverarbeitenden Zulieferer werden uns drastische Preiserhöhungen weitergegeben“, sagt Rea. Die Erhöhungen könne man den Kunden in laufenden Verträgen nicht automatisch als Aufpreis weiterberechnen, wie es die erhöhten Preise der überhitzten Rohstoffmärkte eigentlich verlangten.
Drei- bis vierprozentige Mehrkosten beim Jahresumsatz
Um ihre rund 150 Mitgliedsfirmen zu unterstützen will die SZFF
Kunden und Öffentlichkeit für die schwierige Situation sensibilisieren und hat
dazu eine Support- und Informationsoffensive gestartet. Denn die
ausserordentlichen, schnellen Preissteigerungen für Rohstoffe und
Zuliefermaterial wirken sich gemäss SZFF auf alle Gebäudeprojekte der Schweizer
Fenster- und Fassadenbauer aus, die sich im Planungsstadium befinden.
„Die Problematik beeinflusst branchenweit rund 30 bis 40 Prozent der Projekte – und betrifft somit in dieser Grössenordnung den Jahresumsatz unserer Mitglieder. Dieser belief sich gesamthaft auf rund 1,2 Milliarden Franken im 2020“, erklärt SZFF-Präsident Markus Stebler. „Rund 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Materialeinkauf“, ergänzt Hugues Steiner, Vorstandsmitglied beim SZFF. „Bei den von uns nun aufzunehmenden Preissteigerungen entstehen Mehrkosten in Höhe von drei bis vier Prozent des jeweiligen Jahresumsatzes.“
Das Problem liegt auch im Prozedere der Auftragsvergabe: Die Materialpreise werden zwar bei der Vertragserstellung fixiert, eingekauft wird das Material jedoch erst, wenn die Objektplanung vollständig abgeschlossen ist – in der Regel etwa rund ein Jahr nach dem der Vertrag abgeschlossen wurde.
Wenn sich höhere Materialpreise nicht verrechnen lassen
In der Vergangenheit waren allfällige Preisschwankungen für die Fassaden- und Fensterbauer überschaubar und entsrpechende Risiken kalkulierbar. Jetzt aber drohe die Mehrheit der angelaufenen Projekte zum Verlustgeschäft zu werden, schreibt der SZFF und verweist auf die Kundenstruktur seiner Mitglieder: Die grosse Mehrheit der Aufträge machen solche von Generalunternehmern, Konzernen, Einzelunternehmen oder privaten Bauleuten aus, bei denen die Preise für das Material vertraglich festgeschrieben sind und somit nicht angepasst werden können. Die gestiegenen Materialkosten bleiben an den Fenster- und Fassadenbauern hängen.
Dies gilt nicht für Aufträge aus der öffentlichen Hand. Hier sind die Verträge an die Indizes gebunden – Materialpreissteigerungen können verrechnet werden. Aber diese machen lediglich 20 Prozent der Aufträge aus.
Um die Situation zu verbessern, will der Fachverband nicht auf juristische sondern auf praxisnahe Lösungen setzen: „Wir appellieren an die Solidarität der Bauherren, die Preiserhöhungen mitzutragen und damit mitzuhelfen, die Bauwirtschaft in der Schweiz zu erhalten“, sagt Rea. Und Steiner erklärt, dass man aus unternehmerischer Perspektive hoffe, dass die Kunden für die ausserordentliche Situation Verständnis haben. „Ansonsten ist die Existenz vieler KMU-Betriebe ernsthaft bedroht. Von den 4’000 Arbeitsplätzen in unserer Branche wäre ein Grossteil davon betroffen.“ (mai/mgt)