Building-Award 2019: Ingenieurskunst für Edelpilze
Alljährlich würdigt die Stiftung «bilding» mit dem Building-Award Leistungen von Ingenieuren am Bau. Heuer ging der Preis an einen Neubau für die Edelpilzzucht. Fünf weitere Projekte, etwa die schweizweit erste Holz-UHFB-Verbundbaubrücke, wurden auch geehrt.
Speise- oder Edelpilze hätten es noch nie an eine Building-Award-Verleihung geschafft, heisst es in einer Mitteilung der Stiftung «bilding», die die Verleihung am Donnerstagabend im KKL Luzern durchführte. Die Jury setze mit ihrem Entscheid zum aussergewöhnlichen Gesamtsieger 2019 ein starkes Zeichen in der Ingenieur- und Baubranche. Die Spitzenleistungen der Schweizer Ingenieurskunst machten nicht nur Grösse, Komplexität oder die architektonische Wirkung von Bauten aus, erklärte Stiftungspräsident Urs von Arx. Ingenieure seien oft auch «wahre Meister» der Detailarbeit.
Gesamtsieger in der Kategorie Energie und Gebäudetechnik ist deshalb der Neubau für die Kernser Edelpilze GmbH in der Gemeinde Kerns OW (Bilder oben). In nur neun Monaten entstand hier ein neuer Standort, an dem primär die Edelpilzsorten Shimeji, Shii-Take, Nameko, Pom-Pom-Frise und Kräuterseitling gedeihen. Realisiert wurde der Neubau von EPB Schweiz AG. Dabei wurde das Ziel angestrebt, eine CO2-neutrale Substrat- und Edelpilzproduktion zu erreichen. Ausschlaggebend für den Jury-Entscheid war insbesondere das Gebäudetechnikkonzept. So weist das Energie- und Raumklimakonzept trotz lufttechnisch und thermodynamisch anspruchsvollem Bereich eine hohe Energieeffizienz vor. Unter anderem konnte dadurch die produzierte Pilzmenge mehr als verdoppelt werden.
Mit dem Building-Award werden jedes Jahr herausragende Ingenieurleistungen am Bau geehrt. Initiant des Building-Awards ist die Stiftung «bilding», die Schweizerische Stiftung zur Förderung des Ingenieurnachwuchses im Bauwesen. Sie bezweckt die Förderung und Unterstützung der Berufsausbildung junger Menschen auf allen Ausbildungsstufen für Ingenieure im Bereich Bauplanung. Getragen wird der Award von Infra Suisse, dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) und der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen usic. (pb/mai/mgt)
In insgesamt sechs Kategorien wurden dieses Jahr Building-Awards verliehen. Zum ersten Mal vergab die Jury zudem einen Sonderpreis. Mehr zu Letzterem und den Siegerprojekten lesen Sie unten:
Kategorie 1: Hochbau
Ingenieure: Dr. Lüchsinger+Meyer Bauingenieure AG, Zürich
In der Kategorie «Hochbau» ging das Schlotterbeck-Areal in Zürich von Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG als Sieger hervor. Im Projekt wurden die denkmalgeschützten Gebäudekörper der ehemaligen Schlotterbeck-Garage erweitert und umgenutzt. Unter anderem wurde das bestehende Werkstattgebäudeum Etagen aufgestockt. Im Rahmen des Projekts entstanden so 140 Wohnungen und diverse Gewerberäume.
Kategorie 2: Infrastrukturbau
Ingenieure: Emch+Berger WSB AG, Emmenbrücke / SNZ Ingenieure und Planer AG, Zürich / Bänzinger Partner AG, Zürich
Sieger in der Kategorie «Infrastrukturbau» ist das Projekt zum Gesamtverkehrssystem und Hochwasserschutz Seetalplatz, das von der IG «Epsilon plus» geplant wurde. Das Projekt beinhaltete unter anderem den Bau eines neuen Bushubs in der Nähe des Bahnhofs Emmenbrücke, die Kapazitätssteigerung des Knotens für eine Verkehrszunahme, das Schaffen von optimalen Bedingungen für die städtebauliche Entwicklung gemäss Masterplan Luzern Nord sowie den Hochwasserschutz entlang der Kleinen Emme.
Kategorie 4: Forschung und Entwicklung
Ingenieure: Empa / Eawag
Das Forschungs- und Innovationsgebäude «NEST» in Dübendorf ist in der Kategorie «Forschung und Entwicklung» ausgezeichnet worden. Seit die Empa und die Eawag den modularen Bau 2016 in Betrieb genommen haben, sind gemeinsam mit über 150 Partnern aus Forschung, Industrie und öffentlicher Hand sechs Einheiten realisiert worden. Erste im «NEST» eingesetzte Produkte haben es auf den Markt geschafft, zudem stossen die Konzepte bei Bauherren und Architekten und Planern auf grosses Interesse. «NEST» sei zum Leuchtturmprojekt im Baubereich geworden, heisst es bei«bilding».
Kategorie 5: Young Professionals
Ingenieure: Emch + Berger AG Bern, Spiez
In der Kategorie «Young Professionals» wurde das Projekt zur Gletschersandbrücke von Emch + Berger AG mit einem Building-Award geehrt. Das Unternehmen erstellte für die Gemeinde Grindelwald die schweizweit erste Holz-UHFB-Verbundbaubrücke, die als Ersatz für die durch Hochwasser zerstörten Vorgänger diente. Im Projekt wurde der Ultra-Hochleistungs-Faserbeton (UHFB) mit Brettschichtholzträgern verbunden, was den Übergang wasserundurchlässig machte. Der verwendete UHFB übernahm dabei neben der statischen Funktion auch die Brückenabdichtung.
Kategorie 6: Nachwuchsförderung im Bereich Technik
Organisation: explore-it, Leuk-Stadt, Schule Schönenwerd
Der Award in der Kategorie «Nachwuchsförderung im Bereich Technik» ging an die Organisation explore-it, die Lehrer der Schulen Schönenwerd mit Lernanlässen für Kinder ausstattet. Darin wird der Bau eines technischen Objekts als Ausgangslage für die Auseinandersetzung mit Technik und Naturwissenschaften eingesetzt. Die Kinder erforschen dabei das Objekt und können eigene Erfindungen kreieren.
Sonderpreis
Kategorie 1: Hochbau
Ingenieure: Conzett Bronzini Partner AG
Im Rahmen des Building-Awards vergab die Jury dieses Jahr zum ersten Mal einen Sonderpreis. Erhalten hat diesen die Conzett Bronzini Partner AG aus Chur für ihr Projekt zur Erdbebenertüchtigung eines neuen Berufsbildungszentrums in Kathmandu, Nepal. Realisiert wurde der Bau von der Hilfsorganisation Rokpa International. Das Team aus Chur arbeitete dabei eng mit den lokalen Planern zusammen und verbesserte die lokal typischen Rahmentragwerke aus Stahlbeton mit Mauerwerksausfachungen.