Umfrage: Wie relevant ist BIM in der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft?
Die Bedeutung von BIM in der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft steigt. So lautet das Fazit einer Umfrage, die das Beratungsunternehmen «pom+» unter Branchenverbänden durchgeführt hat. Bei der Anwendung gibt es aber noch Stolpersteine: Dringender Handlungsbedarf bestehe etwa bei der Regelung der Nutzungsrechte.
Quelle: TheDigitalArtist, Pixabay, gemeinfrei
Illustration, Symbolbild.
BIM sei nicht nur ein Hype, schreibt «pom+» in einem Communiqué zu den Ergebnissen ihrer Umfrage zu BIM (Building Information Modeling). BIM werde die Bau- und Immobilienwirtschaft sowie das Facility Management langfristig in allen Bereichen und auf allen Ebenen prägen. Treiber dieser Entwicklung seien vor allem höhere Qualitäts- und Innovationsansprüche sowie veränderte Anforderungen seitens der Auftraggeber. Dies würden die Ergebnisse der neuesten BIM-Umfrage zeigen.
Durchgeführt wurde die Umfrage im Verbund von den Branchenverbänden «Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland», «BIM LAB OST – Ostschweizer Fachhochschule», «Branch Do Tank», IFMA Schweiz, Infra Suisse, der Schweizerischen Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen Usic und der «pom+Consulting AG».
Fehlendes Know-How und nicht vorhandene Nachfrage
Die neuste Umfrage zeige, dass BIM für die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft ein zentrales Thema sei. So erklärten laut Mitteilung drei Viertel der knapp 600 Befragten, dass die Anwendung von BIM für ihr Unternehmen relevant sei. Wie es weiter heisst, ist die hohe Relevanz sowohl in der Privatwirtschaft als auch in staatsnahen Betrieben sowie Genossenschaften, Stiftungen und Vereinen zu erkennen. Etwas weniger gut verankert ist BIM in der öffentlichen Verwaltung.
Bei der Beurteilung der Bedeutung von BIM spielt die Unternehmensgrösse eine Rolle: Während 38 Prozent der kleinen Unternehmen BIM als nicht relevant erachten, liegt dieser Anteil bei den KMU lediglich bei 11 Prozent. Fehlende Investitionsbereitschaft sei über alles betrachtet aber nur ein untergeordneter Grund. Viel wichtigere Gründe seien hingegen das fehlende Knowhow und die nicht vorhandene Nachfrage seitens Kunden, heisst es weiter.
Quelle: zvg, pom+Consulting AG
Lücke zwischen Erstellungs- und Nutzungsphase
BIM wird immer noch vor allem mit Planung und Bau in Verbindung gebracht: Der Gedanke des sogenannten Lifecycle Data Managements (LCDM) und die damit verbundene Bedeutung von BIM in allen Lebensphasen eines Bauwerks und als Weichensteller für die Digitalisierung muss sich gemäss «pom+» noch stärker durchsetzen. «Die Studie bestätigt einmal mehr, dass die Lücke zwischen Erstellungs- und Nutzungsphase noch immer eines der bestimmenden Elemente in der Branche ist», erklärt Studienleiter Joachim Baldegger von «pom+». Doch die Branche sei in Bewegung. So zeigt die Studie laut Mitteilung, dass bestellende Rollen den Einsatz von BIM rasch vorantreiben und BIM über den ganzen Lebenszyklus hinweg etablieren.
Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt BIM erst in wenigen Projekten. Etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) setzt hingegen bereits bei der Mehrheit der Projekte BIM ein. Wesentlicher Treiber ist gemäss «pom+» dabei die erhoffte Qualitätssteigerung. Damit BIM aber sein volles Potenzial entfalten kann, sei eine Anpassung der heutigen Geschäftsprozesse notwendig. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten erklärte, dass sie die gegenwärtige Ausrichtung ihrer Organisation als verbesserungswürdig erachte.
Keine Regelung zu Nutzungsrechten
Daten spielen bei der Erstellung und Nutzung von BIM eine zentrale Rolle. Das Thema der Datennutzungsrechte ist in der Branche laut Mitteilung aber noch nicht wirklich angekommen. «Das birgt Risiken bei der späteren Verwendung der BIM-Modelle», erklärt Baldegger.
Beinahe zwei Drittel der Befragten haben keine Regelung bezüglich der Nutzungsrechte von BIM-Modellen bei Projektabschluss. Es ist also nicht festgelegt, in welcher Form, respektive in welchem Datenformat, die vom Ersteller erzeugten BIM-Modelle von anderen Rollen in späteren Phasen verwendet werden dürfen. Hier herrscht «dringender Handlungsbedarf», um etwa die Abhängigkeit von Betreibern gegenüber den Erstellern zu limitieren, heisst es weiter.
Die erfolgreiche Einführung von BIM braucht laut «pom+» strukturierte Vorgaben, Anforderungen und Konzepte. Die Unterstützung der Führungsebene sei hierbei gemäss den Ergebnissen der Studie eine wesentliche Voraussetzung. Ein zweiter wesentlicher Treiber seien fachverantwortliche, respektive projektleitende Personen auf Nutzerseite. Denn sie würden das Bindeglied zwischen Technologie und Organisation bilden und damit als eine zentrale Schnittstelle zwischen Projekt und Unternehmen fungieren.
Quelle: zvg, pom+Consulting AG
BIM-Weiterbildung noch ausbaufähig
Aktuell werden Mitarbeiter im Zuge ihrer Erstausbildung gemäss Mitteilung nur in einem geringen Masse (16 Prozent) auf die Anforderungen eines BIM-Projektes vorbereitet. Auch die vorhandenen Weiterbildungsangebote sind noch ausbaufähig: Für betreibende Rollen gebe es aktuell keine Erstausbildungen oder Weiterbildungen. Zukünftig werde von den Bildungskonzepten im BIM-Kontext erwartet, dass ein allgemeines Verständnis von BIM vermittelt und relevante Anwendungsfälle vertieft dargelegt würden. Zur Überbrückung würden Unternehmen daher auch auf den Kompetenzaufbau in der eigenen Organisation in Form von Selbststudium und Projekterfahrung setzen.
BIM-Anwendungsfälle (Use Cases) beschreiben spezifische Prozesse nach definierten Anforderungen, um eines oder mehrere Ziele unter Anwendung der BIM-Methode umzusetzen. Ähnliche Anwendungsfälle wurden für die Studie zu sogenannten Anwendungsfall-Clustern aggregiert und genauer untersucht. Über alle Rollen hinweg zeigte sich hier laut Mitteilung ein «eher traditionelles Bild», das sich stark an der Umsetzung eines Bauprojektes orientiert.
Das lasse darauf schliessen, dass nach wie vor ein signifikanter Mehrwert bei der Planung und Koordination sowie der Informationsbeschaffung und Steuerung während des Bauprozesses gesehen werde. Betriebsrelevante Anwendungsfall-Cluster sind aktuell weniger von Bedeutung, haben laut den Befragten aber den grössten Gesamtnutzen. (mgt/pb)
Die Studie kann gratis heruntergeladen werden unter: www.digitalrealestate.ch