Biber renaturieren Acker bei Ferbalm
Einst wurde die Aue Mühlematt beim bernischen Ferbalm zu einem Maisfeld umgenutzt. Nun wird dies rückgängig gemacht: Die Pro Natura hat das Land gekauft und überlässt es den Bibern. Sie sollen den Acker zur Biberaue machen. Damit die Nagetiere ungehindert ihrem Bautrieb nachgehen können, werden umliegende Gewässer zum künftigen Feuchtgebiet hin geöffnet.
Wo sich Biber ansiedeln, verändert sich die Landschaft massiv: Mit ihren scharfen Zähnen fällen sie ganze Wälder, aus Ästen und Zweigen bauen sie Dämme mit denen sie Gewässer stauen oder gar trocken legen. Manchmal sorgen die tierischen Baumeister auch für Überschwemmungen. So geschehen bei einem Maisfeld in der Nähe des Flusses Bibere bei Ferenbalm im Nordwesten des Kantons Bern. Während in einem solchen Fall anderswo die Tiere vertrieben werden, sollen sie sich hier ausbreiten: Pro Natura kaufte die drei Hektaren und überlässt sie nun den Nagern, damit sie den Acker renaturieren oder vielmehr ihn wieder in seinen Urzustand versetzen. Denn einst war er eine Aue, statt Mais gab es Schilf und Gräser. Wasserfrösche, Teichrohrsänger und Libellen waren hier zu Hause.
„Planender Ingenieur und der ausführender Baumeister“
Nun sollen die Biber eine lebendige Flusslandschaft schaffen. Neben einigen unterstützenden Massnahmen zu Beginn – benachbarte Gewässer werden zur künftigen Aue hin geöffnet und Futterpflanzen angepflanzt – wird der Biber laut Pro Natura „der hauptsächliche Landschaftsgestalter“ sein. Das brauche vielleicht etwas mehr Zeit als eine herkömmliche Revitalisierung, aber diese gewähre man dem schlauen Nager gerne, führt dazu Projektleiter Peter Lakerveld anlässlich der Präsentation des Renaturierungsprojekts vor den Medien aus. Insgesamt wird mit einer „Bauzeit“ von etwa zehn Jahren gerechnet. Es gehe nicht darum, ein Paradies für die ansässige Biberfamilie zu schaffen oder eine Biberzucht aufzubauen, so Lakerveld. Vielmehr sei der Biber „der planende Ingenieur und der ausführende Baumeister bei der anspruchsvollen Schaffung von wertvollen Lebensgemeinschaften“. – Wie Lakerveld erklärt, ist dieser Ansatz in der Schweiz bisher einzigartig.
Die Kosten des Projektes, das von der Pro Natura begleitet und dokumentiert wird, belaufen sich auf rund 500'000 Franken, inklusive Landkauf und Machbarkeitsstudie. Getragen werden sie von der Pro Natura und einer privaten Stiftung sowie dem Bund, dem Kanton und dessen Renaturierungsfonds.
Die „Renaturierungsarbeiten“ bei Ferenbalm sind Teil des Pro-Natura-Projekts „Hallo Biber“. Von der Ostschweiz über das Mittelland bis nach Genf sollen zahlreiche Projekte das Leben der Biber erleichtern. So werden ihm Hindernisse aus dem Weg geräumt wie beim Kraftwerk Augst, Waldereservate wie im zürcherischen Marthalen geschaffen oder in Bern und Solothurn eine Wanderausstellung lanciert, um das Verständnis für die Nagetiere zu fördern. (mai)