Bern: Sanierung der Frauenklinik kostet rund 100 Millionen
Die Sanierung der erst im Jahr 2002 eröffneten Berner Frauenklinik kostet gemäss aktualisierten Kostenschätzungen etwa 100 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat der Insel-Gruppe AG hat deshalb die Geschäftsleitung beauftragt, Alternativen zur Sanierung zu prüfen.
Die "Berner Zeitung" und "Der Bund" berichteten gestern Dienstag, bisher seien die Kosten für die Sanierung der Klinik auf 36 respektive 40 Mio. Franken veranschlagt worden. Darauf angesprochen, sagte Insel-Gruppe-Geschäftsleitungsvorsitzender Holger Baumann auf Anfrage, nach wie vor gehe die Insel-Gruppe von Kosten von 36 Millionen Franken für die Behebung der Baumängel aus. Mit diesem Geld würden beispielsweise die Schäden an den Fassaden behoben, die seit Langem bekannt sind. Zu diesen 36 Millionen kämen 25 für Instandsetzungsmassnahmen, beispielsweise für eine neue Operationssaal-Lüftung und -Leuchten. Für Prozessoptimierungen rechne die Insel-Gruppe mit weiteren 17 Millionen, und 15 Millionen würden für Zusatzbedürfnisse eingerechnet, welche sich nach aktuellen Kundenbedürfnissen richteten. 8 Millionen Franken sind Reserven. Das macht total 101 Millionen Franken. Der Bau der Frauenklinik kostete seinerzeit 123 Millionen.
Die 101 Millionen, so Baumann, stellten den Betrag dar, den es gemäss heutigen Kostenschätzungen brauche, damit die Frauenklinik als Einheit an der Effingerstrasse wieder funktionieren könne. Es handle sich um grobe Schätzungen, nicht um vertiefte Bauprojektkosten. Sobald die Machbarkeitsstudien der weiteren Varianten vorlägen, könne die Insel-Gruppe mehr dazu sagen.
An den Kanton zurückgeben?
Im Herbst will der Verwaltungsrat der Insel-Gruppe AG entscheiden, wie es mit der Frauenklinik weitergeht. "Im Vordergrund steht dabei, dass sie eine Einheit bleibt", sagt Baumann. "Diese Anforderung wird die Variante, die schliesslich gewählt wird, in erster Linie erfüllen müssen." Alternativen wären eine Verlagerung an eine andere Stelle auf dem Inselspital-Gelände oder in ein anderes Gebäude.
Was mit dem Gebäude der Frauenklinik passieren würde, wenn sich der Verwaltungsrat für die Alternative entscheiden sollte, kann Baumann derzeit nicht sagen. "Die Rückgabe an den Kanton ist eine Möglichkeit, die aber wegen der nötigen Abschreibung finanziell ins Gewicht fällt." Diese Überlegungen gehörten in die Machbarkeitsstudie und müssten in die Entscheidung einfliessen.
Baudebakel
Die Probleme rund um die Berner Frauenklinik gelten in Bern als eines der grössten Baudebakel im Kanton. Die Oberaufsichtskommissison des bernischen Grossen Rats beugte sich zweimal über das Dossier. 2012 warf sie dem Kanton Bern unter anderem vor, die mit dem Bau beauftragte Generalunternehmung unter Druck gesetzt zu haben. Diese hatte auf mögliche Statik-Probleme aufmerksam gemacht. (sda)