Beeinträchtigt der Klimawandel die Windenergie?
Wegem des Klimawandels können sich die Windströmungen bis im nächsten Jahrhundert weltweit derart verändern, dass auf der Nordhalbkugel weniger Windenergie gewonnen werden kann. Dies herichteten US-Forscher im Wissenschaftsmagazin "Nature Geoscience".
Weltweit sind in den letzten Jahren zahllose Anlagen zur Gewinnung von Windenergie entstanden. Die Gesamtleistung von Windenergie-Anlagen auf dem gesamten Planeten hat denn auch in den letzten zehn Jahren um ca.20 Prozent pro Jahr zugenommen. In Zukunftsprognosen wird heute fast selbstverständlich davon ausgegangen, dass die aus dem Wind gewinnbare Leistung etwa konstant bleiben wird. Dabei gibt es bereits Studien die auf Grund der Klimaerwärmung mit schwankenden Windverhältnissen rechnen. Kristopher Karnauskas von der Universität von Colorado US hat mit seinem Forscherteam auf Grund von zehn Klimamodellen Veränderungen simuliert bei einer Erderwärmung bis 2100 von +2,5Celsius oder +4,8 Grad Celsius. Messdaten lassen die Folgerung zu, dass die Erwärmung auch Veränderungen bei den Windströmungen zur Folge haben könnte.
Tendenziell weniger Wind im Norden ....
Auf Grund der ermittelten Daten kamen die Forscher zum Schluss, dass die Winderträge auf der nördlichen Halbkugel schon gegen Ende des Jahrhunderts eher abnehmen werden, vor allem in Nord- und Zentralasien sowie in der Mitte der USA – bis Ende 2100 je nach Szenarium um 14 bis 18%. Grund: auf der Nordhalbkugel sorgt die besonders signifikante Erwärmung der Arktis dafür, dass sich der Temperaturunterschied zwischen der Polarregion und den Tropen abschwächt, womit sich die Luftdruckunterschiede und damit die Triebkräfte für Winde abschwächen.
Unklar für die Forscher ist die Entwicklung für Europa. Karnauskas bezeichnet den Trend ausgerechnet für Europa als zu wenig eindeutig. Einige Modelle sehen für unseren Kontinent eine Abnahme, andere eine Zunahme der Winderträge. Andere Studien sehen unausgeglichene Windverhältnisse mit langen Flauten und mehr Stürmen.
... und mehr Wind im Süden
Die Modellrechnungen ergeben dagegen für die Südhalbkugel eine starke Zunahme der Windenergie. Grund: Der Klimawandel bewirkt dass sich das Land stärker erwärmt als das Meer. Dieser Unterschied zwischen Land und Meer führt zu häufigeren und stärkeren Windaktivitäten. Betroffen könnten vor allem folgende Regionen sein: der Osten Brasiliens, der Nordosten Australiens, Teile Westafrikas sowie das Horn von Afrika.
Langfristigkeit als Problem
Derart langfristige Voraussagen können gemäss Karnauskas und seinen Kollegen zumindestens Hinweise dafür geben, wo und wann noch genauere regionale Analysen sinnvoll sein könnten. Die Forschungsarbeit gibt interessante Hinweise zu den grossen möglichen Veränderungen und Trends. Für aktuelle Planungen künftiger Windkraftanlagen sind die Folgerungen noch zu wenig signifikant. Für die Leistungsfähigkeit einer Windkraftanlage spielen auch mikroregionale Gegebenhheiten und Standortfragen eine entscheidende Rolle. (mai)