Bauwirtschaft: Vielfalt unter einem Dach
Haben Sie jüngst nach Bundes-Bern geschaut? Nicht auf die Politik, sondern auf das rund hundert Jahre nach seiner Eröffnung im Jahre 1902 umfassend sanierte Parlamentsgebäude. Haben Sie in diesem in einer zeitgemässen Architektursprache neu interpretierten Gebäude die schweizerische Identität gespürt? Im ehrwürdigen Nationalratssaal oder im neuen Grand Café des Alpes im Hochparterre? Sind Sie vom Bahnhof her spaziert und hatten sich am neugestalteten Bahnhofplatz den geschwungenen Baldachin aus Stahl und Glas angeschaut, der die Haltestellen von Tram und Bus und die Aufgänge aus der Ladenpassage kühn überdeckt? Sind Sie aus Zürich, wo auf dem städtischen Tramnetz ein Sondertram verkehrt – das «Ingenieurtram» –, mit dem die Ingenieure und ihre innovativen und vielseitigen Leistungen ins Bewusstsein der Bevölkerung getragen werden?
Haben Sie sich schon Gedanken gemacht über die CO2-Problematik? Sich von den Fachleuten der Planung, der Gebäudehülle und der Haustechnik aufzeigen lassen, wie man Ener¬gie sparen und fossile durch erneuerbare Energieträger ersetzen kann? Haben Sie kürzlich bei Freunden als Einzelstücke gefertigte Möbel, Schränke oder eine besonders funktionelle Küche bewundert – hergestellt von einer Schreinerin oder einem Schreiner. Einem kreativen und technisch begabten Menschen, der Spass hat, mit unterschiedlichen Materialien einzigartige Produkte zu schaffen? Sind Sie einfach froh, sich in Ihrem Haus oder in Ihrer Wohnung behaglich zu fühlen? Oder haben Sie sich letzthin über ein schönes Parkett gefreut, sei es in der privaten Wohnung, im Büro, Schulzimmer, Restaurant oder Gemeindesaal?
Haben Sie bei einem Bauvorhaben Normen aus dem schweizerischen Normenwerk des SIA beigezogen? Wussten Sie, dass rund 200 paritätisch zusammengesetzte Kommissionen daran arbeiten, damit allen am Bau Beteiligten geeignete Hilfsmittel zur Berufsausübung zur Verfügung stehen und nicht zuletzt der Gesetzgeber von einer aufwändigen Regelung entlastet wird? Haben Sie sich in einer der zahlreichen Bildungszentren der bauwirtschaftlichen Verbände aus- oder weitergebildet? Haben Sie von den Resultaten der Betriebszählung 2008 gehört, wonach der Lehrlingsanteil von 9,5 Prozent im Baugewerbe fast doppelt so hoch ist als das gesamtwirtschaftliche Mittel von 4,9 Prozent? Gehören Sie zu den über 500000 Arbeitnehmenden, die sich ihren Lebensunterhalt in der Bauwirtschaft verdienen? Oder sind Sie als Vertreter oder Vertreterin von Bund oder Kantonen zufrieden, dass die Bauwirtschaft die wirtschaftliche Krise selbstständig gemeistert hat?
All diese Fragen führen zu unserer Branche: 65 Berufs- und Fachverbände, selbständig organisiert und in ihrer Vielfalt vereinigt im Netzwerk von «bauenschweiz». Haben Sie daran gedacht?
Charles Buser, Direktor "bauenschweiz"