Bauunternehmer der Veruntreuung angeklagt
Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen italienischen Unternehmer erhoben. Er soll im Zusammenhang mit öffentlichen Bauaufträgen des Kantons rund eine Millionen Franken unterschlagen haben. Laut der Strafbehörde ist der Beschuldigte flüchtig. - Der Fall hatte in der Logistik-Sektion des Kantons Tessin in den letzten Jahren für Unruhe gesorgt.
Der italienische Bauunternehmer sei 2010 mit rund einer Million Franken verschwunden, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Eigentlich hätte der Flüchtige das Geld, das vom Kanton stammte, diversen Tessiner Subunternehmen zahlen müssen. Der Beschuldigte, der nur eine sehr kleine Firma besass, sei gemäss Staatsanwaltschaft von der Logistik-Sektion mit zahlreichen grossen Bauaufträge eingedeckt worden, so der Sprecher. Die einzelnen Arbeiten habe er an weitere Unternehmen delegiert. Die Bezahlung blieb er diesen aber schuldig. Laut der Staatsanwaltschaft ist der Unternehmer seit 2010 in Süditalien abgetaucht. Der Prozess wird deshalb voraussichtlich in seiner Abwesenheit geführt. Eine Verurteilung sei dennoch möglich. Dem Mann wird Veruntreuung vorgeworfen.
Abteilungsleiter musste gehen
Der Fall „Chit“, benannt nach der Firma des Italieners, hatte in der Logistik-Sektion des Kanton Tessin in den vergangenen zwei Jahren einigen Wirbel ausgelöst. So musste der Leiter der Abteilung nach internen Ermittlungen des Staatsrats den Hut nehmen. Denn die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft hatten im Jahr 2010 auch interne Ermittlungen beim Kanton zur Folge. So wurde untersucht, ob die Mitarbeiter der Logistik-Sektion systematisch und widerrechtlich gewisse Bauunternehmen bevorzugt haben. Wie der Staatsrat letzten März festhielt, scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein. Allerdings kamen andere Unregelmässigkeiten ans Licht. Offenbar war in der Abteilung üblich, Auftragssummen zu splitten, um übergeordnete Kontrollen zu umgehen. Personelle Konsequenzen waren die Folge. (mai/sda)