Baugerätehersteller Hilti kommt mit Rekordgewinn aus Coronakrise
Der Baugerätehersteller Hilti hat sich stark vom Coronataucher erholt. Im vergangenen Jahr fuhr der Liechtensteiner Konzern das beste Ergebnis seiner Geschichte ein.
Quelle: zvg, Hilti
Hilti-Sitz in Schaan, Liechtenstein.
Der Betriebsgewinn kletterte um 16,3 Prozent auf 847 Millionen Franken, wie Hilti am Freitag bekannt gab. Unter dem Strich schoss der Reingewinn gar um 27,1 Prozent auf 675 Millionen Franken nach oben. So viel hat Hilti noch nie verdient.
Damit hat das Unternehmen das bisherige Rekordjahr 2019 deutlich übertroffen. Damals, vor Ausbruch der Pandemie, hatte Hilti einen Betriebsgewinn von 783 Millionen und einen Reingewinn von 591 Millionen Franken eingefahren.
Die jetzige überproportionale Steigerung der Gewinnzahlen sei trotz signifikant höherer Rohstoff- und Transportpreise gelungen, schrieb Hilti weiter. Die starke Erholung bringe Hilti zurück auf das Niveau vor der Coronakrise.
Der Umsatz stieg um 12,1 Prozent auf 5,98 Milliarden Franken, wie Hilti bereits im Januar bekannt gegeben hatte. Das grösste Wachstum gelang in Europa, wo der Konzern mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt. Auch in Amerika und in Asien legte das Unternehmen deutlich zu.
Weiteres kräftiges Wachstum erwartet
Die Prognosen für die weltweite Bauindustrie würden für das laufende Jahr auf ein positives Geschäftsumfeld hindeuten.
«Allerdings bestehen erhebliche Unsicherheiten aufgrund der Eskalation in der Ukraine, den anhaltenden Kostensteigerungen und Herausforderungen in den Beschaffungs- und Logistikmärkten, der massiven Aufwertung des Schweizer Frankens sowie des ungewissen Fortgangs der Covid-19-Pandemie», schrieb der Konzern.
Für 2022 rechnet die Hilti Gruppe mit einem zweistelligen Umsatzwachstum. Die Profitabilität werde aber aufgrund der erwähnten Faktoren um 2 bis 3 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2021 liegen. (awp sda)
Hilti schränkt Geschäft in Russland stark ein
Hilti hat nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs sein Geschäft in Russland stark eingeschränkt. Das Geschäft habe vor dem Rubelsturz wegen der Invasion einen Umsatz von fast 200 Millionen Franken erzielt, sagte Konzernchef Christoph Loos am Freitag.
Mit dem Absturz der russischen Währung dürfte davon kaum noch ein Drittel übrig sein, sagte Loos am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Schaan im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Über die Hälfte der Hilti-Produkte, 70 Prozent der Ersatzteile und 700 Kunden seien von den internationalen Sanktionen betroffen. Alleine mit der Umsetzung der Sanktionen durch Hilti sei die Hälfte des Russland-Geschäfts weg.
Hinzu komme, dass Hilti die Lieferungen nach Russland und Weissrussland ausgesetzt habe, sagte Loos: «Es gibt keine neue Ware mehr. Wir werden das Geschäft in Russland massiv zurückfahren. Aber wir haben noch nicht alles gestoppt.» Die komplette Schliessung wolle man vermeiden. Hilti habe auch eine Verantwortung für die Angestellten in Russland, sagte Loos.
Aber im Zuge der massiven Reduktion des Geschäfts würden von den 1300 Mitarbeitern in den nächsten Wochen rund 300 entlassen, sagte Finanzchef Matthias Gillner. Die Betroffenen erhielten ein Unterstützungspaket. Das Geschäft in Weissrussland sei klein. Hilti mache dort einen einstelligen Millionen-Umsatz, sagte Loos.
Happiger Verlust erwartet
«Wir erwarten in diesem Jahr einen Verlust von 50 bis 100 Millionen Franken durch das Geschäft in den drei Ländern Russland, Weissrussland und der Ukraine», sagte Loos. Wie es mit dem Geschäft in Russland weitergehe, wisse er nicht. Das Geschäft in der Ukraine, das vor dem Krieg einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag an Umsatz gebracht habe, sei komplett eingestellt, sagte Loos.
Die 100 Mitarbeiter würden alle noch leben. Die meisten seien von Kiew zu ihren Angehörigen aufs Land gefahren. 60 Familienangehörige seien aus der Ukraine ausgereist und würden von Hilti-Organisationen in den Nachbarländern betreut. Die Solidarität sei sehr gross.
Um den Mitarbeitern in der Ukraine zu helfen, habe Hilti
einen Monatslohn im Voraus in bar ausbezahlt, damit die Leute an ihr Geld
kämen. Und das werde man auch in den kommenden beiden Monaten machen, sagte
Loos.