Ausblick ins 2024: Baufirmen rechnen mit leicht weniger Umsatz
Schweizer Baufirmen blicken auf ein gutes 2023 zurück. Für das laufende Jahr rechnen sie mit einem leichten Umsatzrückgang, wegen erhöhten Zinsen und wegen vor allem in besiedelten Gebieten stark gestiegenen Baukosten.- Dies zeigen aktuelle Zahlen des Schweizerischen Baumeisterverbands.
Quelle: SBV
Auftragseingang und Bautätigkeit in Milliaraden Franken.
Im 2023 belief sich die Bautätigkeit auf 23.4 Milliarden Franken, nominell entspricht dies einer Steigerung von 0.7 Prozent respektive von 160 Millionen Franken gegenüber 2022. Weil die Teuerung laut Baupreisindex jedoch 1.6 Prozent betrug, resultiert für das Bauhauptgewerbe ein realer Umsatzrückgang von 0.9 Prozent. 2023 überstieg die Bautätigkeit erstmals seit mehreren Jahren den Auftragseingang. In den vier Jahren zuvor wurden stets mehr neue Aufträge vergeben als alte abgearbeitet. Trotz 4 Prozent weniger Neuaufträge im 2023 liegt der Arbeitsvorrat noch immer bei hohen 7.5 Monaten.
Umsatz im Wohnungsbau und damit verbundenem Tiefbau gestiegen
In der Sparte Wohnungsbau und dem damit eng verbundenen privaten Tiefbau stieg der Umsatz. Dies sei jedoch nicht gleichzusetzen mit einer gestiegenen Anzahl neuer Wohnungen, schreibt der SBV in seiner Medienmitteilung. Vielmehr hänge das Umsatzplus mit Renovationen und energetischen Sanierungen und weniger mit Neubauten zusammen. Zudem wird im Vergleich zur Vergangenheit vermehrt in bereits besiedeltem Gebiet gebaut, was laut SBV die Kosten steigen lässt: Die Kosten für den Bau einer Wohnungen haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Weil nicht nur weniger Baugesuche gestellt werden sondern auch noch ein kleinerer Anteil der Wohnbauprojekte als früher bewilligt wird, erwartet der SBV im Wohnungsbau 2024 keine Zunahme.
Die Konjunktur schwächelte und wirkte sich auf den Wirtschaftsbau aus
Die internationale Konjunktur und die Schweizer Konjunktur hätten im letzten Jahr gleichermassen geschwächelt, 2024 dürfte das Wachstum ebenfalls gering ausfallen, schreibt der SBV. Diese Aussichten belasteten die Bautätigkeit in der Sparte Wirtschaftsbau (-10 Prozent Umsatz im 2023). Der Leitzins beträgt in der Schweiz 1.75 Prozent. Der Zyklus von Zinsanstiegen dürfte laut SBV abgeschlossen sein. Manche Prognosen gehen davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank die Zinsen 2024 auf bis zu 1.00 Prozent senken könnte. «Jegliche Senkung würde die Bautätigkeit stimulieren, aber die Inflation und der Franken-Wechselkurs sind derzeit volatil, weshalb ein solcher Zinsschritt nicht garantiert ist», heisst es weiter.
Nach einem sehr guten Jahr 2022 sind Bautätigkeit und Neuaufträge von der öffentlichen Hand im letzten Jahr gesunken. Weil aber die Anzahl der öffentlichen Ausschreibungen sowie das Volumen der öffentlichen Zuschläge in den letzten Monaten zugenommen hat, kann gemäss SBV für 2024 auf mehr Aufträge gehofft werden. Indes werde die öffentliche Hand mancherorts kaum Bauaufträge vergeben, da die Haushaltslage beim Bund, verschiedenen Kantonen und vielen Gemeinden angespannt sei.
Steigender Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur wegen Bevölkerungswachstum
Der Bedarf an Bauinvestitionen in Wohnungen, öffentliche Gebäude sowie Infrastruktur ist angesichts der zunehmenden Bevölkerung und Mobilität hoch. Erhöhte Baukosten und Zinsen sowie teure, langsame Baubewilligungsprozesse und sowohl private als auch öffentliche, angespannte Budgets sorgen für Zweifel daran, dass die Bautätigkeit dieses Jahr an Fahrt aufnimmt wird. - Für 2024 prognostiziert der Bauindex einen Umsatz von 23.2 Milliarden Franken, also 1.1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Mittelfristig sei es wichtig, dass die Massnahmen des Bundes gegen den Wohnungsmangel bald umgesetzt würden, kommentiert der SBV die aktuellen Entwicklungen in seinem Mediencommuniqué. Mehr Markt und mehr Bautätigkeit seien die Schlüssel zur Entschärfung der Lage, nicht staatliche Interventionen. Als ebenfalls wichtig erachtet der Verband die Volksabstimmung über den Ausbau der Nationalstrassen (STEP), die voraussichtlich diesen November stattfindet: «Hier müssen sich alle Organisationen, Unternehmen und Arbeitnehmende für ein Ja an der Urne für eine prosperierende Zukunft einsetzen.»
Hohe Beschäftigung im Bauhauptgewerbe
Der Arbeitsmarkt hat sich gut gehalten: Die Arbeitslosenquote lag im vergangenen Jahr bei 3.4 Prozent und war damit nur wenig höher als im Vorjahr. In beiden Jahren waren 89‘000 Personen im Jahresschnitt beschäftigt. Damit könne die Beschäftigungslage angesichts der real leicht rückläufigen Bautätigkeit als überraschend gut bezeichnet werden, so der SBV. Der Verband erklärt dies damit, dass die Baufirmen ihre Angestellten möglicherweise aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels trotz Konjunkturschwankungen im Betrieb halten wollen. (mai/mgt)