Bauen mit Ochs und Karren
Wahrscheinlich würde sich der St. Galler Abt Gozbert über die Pläne der süddeutschen Kleinstadt Messkirch freuen: Dort will man den Plan zum Klosterbezirk, den er im 9. Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte, realisieren. Und zwar mit Ochs und Karren statt mit Baggern.
Quelle: zvg
Mit dem 1200jährigen Plan soll der frühmittelalterliche Klosterbezirk in Süddeutschland wieder auferstehen.
Der St. Galler Klosterplan gilt als einer der weltweit ältesten noch erhaltenen Baupläne. Er war um 819 im Kloster Reichenau für Abt Gozbert von St.Gallen angefertigt worden. Allerdings wurden nur Teile der Zeichnung realisiert. Welche dies sind, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Um diese Frage zu beantworten untersuchen Fachleute der Kantonsarchäologie zurzeit im Rahmen des Grossprojektes „Gallusplatz und südliche Altstadt“, das den alten Teil der Gallus-Stadt fussgänglicher und verkehrsarmer machen soll, den Baugrund. (Mehr dazu lesen Sie im Artikel „Einem 1200-jährigen Bauplan auf der Spur“)
Hinter das Geheimnis des frühmittelalterlichen Klosterbezirks dürften bald nicht nur die Kantonsarchäologen kommen, sondern auch der Verein Karolingische Klosterstadt und mittelalterbegeisterte Bauleute im Baden-Württembergischen Messkirch: Sie wollen die karolingische Klosterstadt nach Gozberts Plan neu errichten. Diese Woche hat der Messkricher Gemeinderat seinen Segen zum Projekt gegeben. Somit können kommenden April Ochs und Karren definitiv auffahren. (mai)
Weiterführende Links:
Website des Vereins „Karolongische Klosterstadt mit vielen Hintergrundinformationen: www.karolingischeklosterstadt.com
Website der Universität Wien und der Unversity of California zum Klosterplan: www.stgallplan.org
Stiftsbibliothek St. Gallen: www.stiftsbibliothek.ch
Codices Electronici Sangallensis (Digitale Stiftsbibliothek St. Gallen): www.cesg.unifr.ch
Das Projekt
Neben der Kathedrale gehören 40 Gebäude sowie Zäune, Mauern und Wälle zum Projekt. Gebaut werden diese nicht mit Bagger, Presslufthammer und anderem neuzeitlichem Gerät sondern von Hand mit Schaufel, Meissel, Ochs und Karren. Auf der Baustelle sollen jeweils zwischen Ostern und November 40 bis 50 Bauleute arbeiten. Unterstützt werden sie von Experten und Wissenschaftlern. Läuft alles nach Wunsch der Initianten, des Vereins „Karolingische Klosterstadt“, starten die Bauarbeiten kommenden April. In etwa 40 Jahren sollen sie beendet sein. (mai)