Basel: Völlig neue Variante für S-Bahn-Herzstück
Das künftige Herzstück der trinationalen Regio-S-Bahn Basel wird weitgehend neu aufgegleist. So soll der geplante Tunnel unter der Stadt samt Haltestellen anders verlaufen. Vorgesehen sind zudem der Einbezug des Fernverkehrs und der Verzicht auf einen teuren Tiefbahnhof.
Die Baudirektoren der Beiden Basel haben heute Mittwoch eine neue Bestvariante namens «Hoch-Y» vorgestellt. Sie weicht stark von der seit 2010 favorisierten Variante «Mitte» ab. Der Name ist Programm. In einer Mitteilung heisst es: «Hoch bedeutet, dass die Tunnelstrecke oberirdisch an den Bahnhof SBB, den Badischen Bahnhof und den Bahnhof St. Johann angeschlossen wird. Das Herzstück verläuft vom Bahnhof SBB zuerst via Elsässerbahn, taucht westlich des Zollis ab und erreicht in einem Bogen via Schützenmatte die neue Tiefhaltestelle Basel Mitte. Die Strecke unterquert anschliessend den Rhein, erschliesst das Klybeck-Areal mit einer weiteren neuen Haltestelle und erreicht von Norden her den Badischen Bahnhof. Der Buchstabe Y steht für den Abzweiger ab der Haltestelle Mitte: Über ihn werden der Bahnhof St. Johann und von dort aus der Euro Airport ans S-Bahn-Netz angebunden.»
Die neue Variante verzichtet also auf Tiefbahnhöfe, was einen einfacheren Betrieb der Bahnhöfe, weniger Behinderungen während der Bauphase und nicht zuletzt tiefere Erstellungskosten bedeutet. Die Bestvariante sei städtebaulich besonders attraktiv, weil sie nebst dem Stadtzentrum auch den grossen Entwicklungsschwerpunkt Basel Nord erschliesse, heisst es.
Am Bahnhof SBB will man zudem die einen zweiten, leistungsfähigen Perronzugang schaffen, und zwar indem die Margarethenbrücke durch eine Art Platz ersetzt und dann direkt mit den Perrons verbunden wird. «Damit entsteht ein städtebaulich attraktiver Umsteigeort zwischen Tram, Bus und Bahn, ein direkterer Zugang zur Innenstadt und ein neues Bahnhofsportal.»
Umsetzung in Etappen
Das neue Projekt schafft die Voraussetzungen für einen gestaffelten Bau. Zuerst soll die Tunnelverbindung zwischen dem SBB-Bahnhof und dem Badischen Bahnhof in Angriff genommen werden. Damit werde schon von Anfang an ein grosser Kundennutzen erzielt, schreiben die beiden Basel in ihrem Communiqué. Der Abzweiger in Richtung Bahnhof St. Johann und den Euro Airport kann später gebaut werden.
Wirkung für die gesamte Agglomeration
Das Herzstück verknüpft die sieben Äste des Regionalnetzes miteinander. Dies dürfte zu mehr, besseren und auch schnelleren Verbindungen innerhalb der Agglomeration führen. Ausserdem, so ist man überzeugt, werde damit der Nutzen der geplanten Investitionen auf den Zulaufstrecken gesteigert: der Ausbau im Ergolztal, die Doppelspur im Laufental, die Kapazitätserweiterung zwischen Pratteln und Rheinfelden, die Hochrheinelektrifizierung, die Ausbauten im Wiesental, die Erweiterung auf vier Gleise am Oberrhein sowie der Bahnanschluss des Euro Airports.
Ein Milliarden-Projekt
Das Herzstück allein – ohne die Zufahrtsstrecken, aber inklusive Anbindung an die Bahnhöfe – schlägt laut Mitteilung mit 1,9 Milliarden Franken zu Buche. Der Y-Ast kostet 0,4 Milliarden. Weil er auch den Ausbau der Bahnhöfe St. Johann und Euro Airport nach sich zieht, liegen die Gesamtkosten für Herzstück und Y-Ast bei 2,8 Milliarden Franken.
Die Investitionskosten für alle Massnahmen zu Gunsten der trinationalen S-Bahn liegen bei 4,25 Milliarden Franken, wovon 500 Millionen ohnehin für Unterhalt und Erneuerungen anfallen würden. Der Bund solle 3,3 Milliarden für den Vollausbau in sein Finanzierungsprogramm «STEP AS 2030/35» aufnehmen, heisst es. Die Pläne seien ihm übergeben worden. (sda/mt)