Ballon presst jeden Tropfen aus der Luft
Mit einem Ballon wollen zwei brasilianische Erfinder der weltweiten Wasserknappheit Einhalt gebieten. Skydrop ist imstande aus dem Wind Wasser zu gewinnen. Nun suchen die Brasilianer nach Sponsoren.
Quelle: Murilo Gomes
Mit der Ballonkonstruktion Skydrop lässt sich Wasser aus dem Wind gewinnen. Sie bleibt bis zu zwei Monate in der Luft.
Verschwendet, verschmutzt, versickert – mit der lebenswichtigen Ressource Wasser wird umgegangen, als sei sie im Überfluss vorhanden. Dabei haben bereits heute fast 900 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und es soll noch schlimmer kommen: Laut der Hilfsorganisation Welthungerhilfe würden bis 2025 sogar drei Milliarden der dann 8,5 Milliarden auf der Erde lebenden Menschen unter Wasserknappheit leiden. Einen Lichtblick bietet da die Erfindung der Brasilianer Guilherme Rodrigues und Murilo Gomes. Sie haben einen Ballon entwickelt, der auf einfachem Wege Wasser aus der Luft sammelt. Dabei nutzt er den Wind gleichzeitig zur Gewinnung von Energie, um den Kondensationsprozess aufrecht zu erhalten. In einem Testlauf konnte ein Skydrop 50 Liter pro Tag einfangen. Ein Skydrop kommt in kompakter Form als Set in einem stabilen Rucksack-Case und eignet sich daher gut für den Einsatz in Katastrophenregionen. Das Fluggerät kann bis zu zwei Monate wartungsfrei in der Luft verweilen.
Kosten sind nicht abschätzbar
Verglichen mit anderen Methoden zur Wassergewinnung aus der Luft, bietet Skydrop eine günstige Alternative. "Der komplizierteste und teuerste Teil ist die Entwicklung des industriellen Fertigungsprozesses für den aufblasbaren Teil des Skydrop", sagt Gomes. Da hier eventuell kostspielige Laserschweiss- und Faltapparaturen zum Einsatz kommen könnten, ist eine genaue Preisangabe jedoch schwer. Eine erste, grobe Experteneinschätzung geht davon aus, dass die Herstellung eines Skydrop in Einzelanfertigung mit 150 bis 250 Dollar zu Buche schlägt.
Rodrigues und Gomes sind nun auf der Suche nach finanziellem Support, um aus dem Prototypen ein Produkt zu machen. "Die Technologie ist vorhanden und nicht teuer", erklärt Gomes. "Die Peltier-Zellen, die Energiegewinnung, der Membranfilter und selbst die Massenproduktion des Heliumkörpers – all das wird bei anderen Produkten weltweit schon seit Jahren gemacht." Die Erfinder zeigen sich deshalb zuversichtlich, dass der Ballon bald eingesetzt werden und damit einen Beitrag gegen die weltweite Wasserknappheit leisten kann. (ffi/mgt)
So funktioniert es
Das Prinzip hinter Skydrops ist einfach und durchdacht. Ein heliumgefüllter Flugkörper ist mit rotorartigen Lamellen versehen, die ihn bei Wind in Rotation versetzen. Aus dieser Bewegung erzeugt der Ballon Energie, die genutzt wird, um Metallstreifen nach dem Peltier-Prinzip zu kühlen. Auf diesen kondensiert schliesslich durch den Temperaturunterschied das in der Luft enthaltene Wasser, das in einen Behälter am Boden abgeleitet wird. Dort kann es über einen Membranfilter direkt gereinigt werden. Die Hülle des Ballons bleibt elastisch und widerstandsfähig und ist lediglich empfindlich gegenüber scharfen und spitzen Gegenständen. Sie wird aus einem speziellen Polyestermaterial hergestellt, mit Neopren beschichtet und ähnelt in ihrem Aufbau der Haut moderner, skelettloser Luftschiffen. (mgt)