„Bäumige“ Bücher für Zimmerleute und Co.
Der Umbau des Estrichs des Thurgauer Naturmuseum brachte einen Schatz ans Licht: Candid Hubers 135-teilige „Ebersbergische Holzbibliothek“. Mit seinem Werk wollte der Benediktinermönch schon vor 200 Jahren Zimmerleute, Förster und Waldbesitzer zu einem rücksichtsvollen Umgang mit dem Wald animieren. Einige Bände sind zurzeit im Naturmuseum Thurgau zu sehen.
Quelle: zvg
Wie und wann die Bibliothek in das Museum gelangte, konnte nicht eruiert werden.
In der Zeit der Aufklärung begann man das gesamte Wissen in Nachschlagewerken und Enzyklopädien zu fassen. So wurden auch systematisch Dokumentationen über Pflanzen und über Holzarten angelegt. In dieser Zeit schuf der bayrische Benediktinermönch, Pater Candid Huber (1747 - 1813) im Kloster Ebersberg seine erstaunlichen Holz-Bibliotheken. Die „Bücher“, die in im Thurgauer Naturmuseum ausgestellt sind, gehören einem seiner umfangreichsten Werke.
Der Naturfreund widmete jeder Holzart einen Band: Er besteht jeweils aus einer Schachtel in Form eines Buches und ist aus dem Holz gefertigt, über das informiert wird. Er enthält Samen, getrocknete Blätter, Früchte und typische Schädlinge des entsprechenden Baumes. Den Rücken des „Buches“ überzog Huber mit der passenden Rinde.
Mit seiner Enzyklopädie wollte der Mönch „die vorzüglichsten bayrischen Holzarten“ vorstellen und als aufgeklärter Geist Waldbesitzer, Förster sowie Zimmerleute darin bestärken, den Wald zu pflegen. Dieses Anliegen gründet nicht nur in seiner Begeisterung für die Biologie. Als er das Werk zwischen 1790 und 1804 schuf wurden die Wälder teils massiv ausgebeutet. Ursache waren die beginnende Industrialisierung und das starke Bevölkerungswachstum.
Schmökern in Blättern und Ästen
In der kleinen aber feinen Kabinettausstellung werden 20 sorgfältig gestaltete „Bände“ präsentiert. Etwa über die Gemeine Eiche, den Hohen Brombeerstrauch, die Bergulme, die Silberweide und die Holzbirne. Wer mehr wissen will, findet neben Hintergrundinformationen zur Geschichte und Bedeutung der Ebersberger Holzbibliothek auch eine Hörstation, die den Aufbau der Holzbücher erklärt. Zudem kann man in einem Nachdruck von Hubers „Kurzgefasster Naturgeschichte der vorzüglichsten baierischen Holzarten“ blättern. Dabei lässt sich nicht nur vieles über die Biologie einer Pflanze erfahren, sondern auch längst Vergessenes zu ihren vielseitigen Verwendungszwecken als Gerb- oder Färbmittel, als Medizin, Heiz- oder Werkstoff.
Die Ausstellung ist bis auf weiteres im Naturmuseum Thurgau zu sehen, von Dienstag bis Samstag, 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 12 bis 17 Uhr.
Weitere Informationen unter:www.naturmuseum.tg.ch