Ausblick 2020: «Bezahlbares Wohnen ist ein wichtiges Thema, doch ein Mangel an breiter Front ist nicht erkennbar»
Wie ist es um die Baubranche im 2020 bestellt? Das Baublatt hat dazu Experten zu unterschiedlichen Themen befragt. Patrick Schnorf, Partner Wüest Partner, erklärt, welche politischen Entscheide für das Wohnbausegment anstehen.
Quelle: zvg
Patrick Schnorf, Partner Wüest Partner
Welche relevanten politischen Entscheide stehen für das Wohnbausegment an und mit welchen Folgen?
Im kommenden Jahr werden neben dem Querschnittsthema der Innenverdichtung vor allem drei politische Themen im Brennpunkt stehen: Das preisgünstige Wohnen, die Klimapolitik und die Abschaffung des Eigenmietwertes. Letzteres Dossier ist ein Evergreen und wird im 2020 vom Bundesrat behandelt. Es könnte noch 2020 ins Parlament kommen. Profitieren könnten insbesondere jene Wohneigentümer, welche ihre Hypothek bereits stärker amortisiert haben. Die Klimapolitik ist in aller Munde, auf jeder politischen Ebene. Beim Gebäudepark wurden die Emissionen gegenüber 1990 bereits um 26 Prozent gesenkt, doch weitere Massnahmen werden folgen. Bei der Behandlung des ehrgeizigen neuen CO2-Gesetzes im Nationalrat in der Frühlingssession 2020 steht eine Erhöhung der CO2-Abgaben im Raum. Liegenschaftsbesitzer tun gut daran das Dossier zu beobachten und insbesondere Sanierungsentscheide auf mögliche Förderprogramme abzustimmen.
Heiss bleibt schliesslich auch das Thema preisgünstiges Wohnen. Bereits am 9. Februar 2020 entscheidet die Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Mehr bezahlbare Wohnungen». Demnach sollen mindestens zehn Prozent der neu gebauten Wohnungen von gemeinnützigen Bauträgern erstellt werden. Und: Kantone und Gemeinden sollen ein Vorkaufsrecht für geeignete Grundstücke einführen dürfen. Gerade dieser Passus kontrastiert mit der verfassungsmässig garantierten Eigentumsgarantie und der Wirtschaftsfreiheit. Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab. Dazu ist festzuhalten, dass bereits heute ein grosses Angebot an preisgünstigen und gemeinnützigen Wohnungen besteht. Untersuchungen von Wüest Partner zeigen, dass mit Haushaltswohnbudgets zwischen 1000 und 2000 Franken pro Monat je nach Haushaltsgrösse im Mittel der Schweiz rund 40 Prozent aller Wohnungen im Angebot gemietet werden könnten. Darüber hinaus hat der gemeinnützige Wohnungsbau in den letzten Jahren deutlich zugelegt. Bezahlbares Wohnen ist ein wichtiges Thema, doch ein Mangel auf breiter Front ist nicht erkennbar.