«Striatus»-Brücke der ETH und Andermatt-Konzerthalle mit Architizer-Award geehrt
Die Online-Plattform Architizer zeichnet mit den A+Awards jährlich Architekturprojekte auf der ganzen Welt aus. Zu den Siegern zählen dieses Jahr auch zwei Schweizer Projekte: Die «Striatus»-Brücke der ETH Zürich in Venedig und die Konzerthalle in Andermatt.
Quelle: Studio Naaro
Wurde in der Kategorie «Architecture+Concrete» ausgezeichnet: Die armierungsfreie «Striatus»-Brücke in Venedig.
Die zehnte Ausgabe der A+Awards bildet laut Mitteilung von Architizer erneut «herausragende Entwürfe aus dem gesamten letzten Jahrzehnt ab». Über 5‘000 Projekte aus mehr als 100 Ländern wurden eingereicht. Darunter seien viele Objekte, die sich mit aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen – etwa mit dem Klimawandel, der Coronapandemie, der Urbanisierung oder mit wirtschaftlicher Ungleichheit, heisst es weiter.
Die diesjährigen A+Awards wurden in insgesamt 117 Kategorien vergeben. In jeder Kategorie wurde jeweils ein Projekt mit einem Jury-Preis und eines mit einem Publikumspreis geehrt.
Zwei Schweizer Projekte unter Siegern
Dieses Jahr konnten sich gleich zwei Schweizer Projekte über einen Award freuen. Die «Striatus»-Brücke – ein Fussgängersteg aus 3D-gedruckten Betonblöcken in Venedig – konnte sich in der Kategorie «Architecture+Concrete» durchsetzen. Entstanden ist das Bauwerk im Zuge eines gemeinsamen Projekts der Block Research Group der ETH Zürich und der Computation and Design group von Zaha Hadid Architects.
Daneben wurde auch ein Projekt im Kanton Uri mit einem Award ausgezeichnet: Die Studio Seilern Architects konnten sich für ihre Konzerthalle in Andermatt über den Jury-Preis in der Kategorie «Hall /Theater» freuen.
Mehr zu einigen der ausgezeichneten Projekte in nachfolgender Bilderstrecke. Die vollständige Gewinnerliste der diesjährigen A+Awards gibt es unter: winners.architizerawards.com/2022
Quelle: ArchExist
Publikums-Gewinner in der Kategorie «Cultural & Expo Centers»: Der Entwurf «Ice Cubes» von Zone of Utopia + Mathieu Forest Architecte.
Eiswürfel-Bauten für ein Wintersport-Zentrum in China
In der chinesischen Stadt Xianxiang ist ein neues Tourismusviertel geplant. Architektonisches Herzstück des geplanten Stadtteils soll das Xianxang Cultural Tourism Center sein, dass dem Wintersport gewidmet sein wird und in dem unter anderem eine Indoor-Skipiste untergebracht ist. Der Entwurf für das neue Zentrum stammt von Zone of Utopia + Mathieu Forest Architecte aus Paris und schlägt für das Viertel kubusförmige Gebäude vor, die wie Eiswürfel aussehen. Der Vorschlag «Ice Cubes» wurde in der Kategorie «Cultural & Expo Centers» zum Publikums-Gewinner erkoren.
Quelle: Dror Baldinger, FAIA
Jury-Gewinner in der Kategorie «Libraries»: Das Bibliothek- und Veranstaltungszentrum «Winter Park Canopy».
Bibliothek- und Veranstaltungszentrum als «Mikro-Dorf» in Florida
An der nordwestlichen Ecke des Martin Luther King Jr. Parks in Florida ist mit dem «Winter Park Canopy» ein neues Bibliothek- und Veranstaltungszentrum entstanden. Der Neubau war Teil einer Revitalisierung des bestehenden Parks und sollte sich harmonisch in die tropische Landschaft neben dem Mendsen-See einfügen. Das Zentrum wurde als «Mikro-Dorf» mit drei Pavillons konzipiert und besteht aus einer zweistöckigen Bibliothek, einem Veranstaltungszentrum und einer Eingangshalle. Der Entwurf für den «Winter Park Canopy» stammt von Adjaye Associates und erhielt den Jurypreis in der Kategorie «Libraries».
Quelle: Katie Garner
In der Stadt Masoro in Ruanda wurde gemeinsam mit lokalen Arbeitern ein Lern- und Sportzentrum realisiert. Das Projekt erhielt in der Kategorie «Architecture+Community» den Jury-Preis.
Soziales Projekt für neues Lern- und Sportzentrum in Ruanda
In der Stadt Masoro im ländlichen Ruanda wurde ein Lern- und Sportzentrum nach Entwürfen des General Architecture Collaborative – eine gemeinnützige Organisation in den USA und ein gewinnorientiertes Unternehmen in Ruanda – gebaut. Das Zentrum verfügt über eine Bibliothek, Klassenzimmer, Gemeinschafts- und Lehrgärten, ein Freilufttheater und einen Basketball- sowie Fussballplatz. Mit dem Neubau sollte ein sicheres Umfeld zum Lernen, Spielen und Wohlfühlen geschaffen werden.
Für die Bauarbeiten wurden 390 Arbeiter aus
den umliegenden Stadtvierteln eingestellt – darunter 54 Prozent Frauen. Den Bauprozess und auch die Baustelle planten die Architekten dabei so, dass sich die Beteiligten in nachhaltigen Bautechniken
ausbilden konnten, etwa in der modernen Ziegelbauweise. Für das Zentrum und
das Projekt dahinter erhielt General Architecture Collaborative den
Jurypreis in der Kategorie «Architecture+Community».
Quelle: Timothy Schenck
In der Kategorie «Public Parks and Green Spaces» erhielt das Heatherwick Studio für ihren Park «Little Island» in Manhattan den Jury-Award.
Quelle: Timothy Schenck
Die Parkanlage wurde am Hudson River als eine Inselplattform auf Stelzen realisiert, die gleichzeitig als Fundament dienen.
Ein Park auf Stelzen: «Little Island» in Manhattan
In der Kategorie «Public Parks and Green Spaces» konnte sich das britische Heatherwick Studio über den Jury-Award für ihren öffentlichen Park «Little Island» in Manhattan freuen. Die Parkanlage wurde am Hudson River als eine Inselplattform auf Stelzen realisiert, die gleichzeitig als Fundament dienen. Ursprünglich sollten die Architekten lediglich einen Pavillon für eine neue Anlegestelle im Südwesten von Manhattan entwerfen. Das Team sah darin jedoch die Gelegenheit, einen grünen Park als eine Art Pier zu realisieren und liess sich dabei vom Central Park inspirieren.
Im März ist im Baublatt ein ausführlicher Artikel zum Bau des «Little Island»-Parks erschienen. Der Beitrag kann hier nachgelesen werden: www.baublatt.ch/littleisland
Quelle: ZJJZ Atelier
Hat in der Kategorie «Architecture+Joy» den Jury-Preis gewonnen: Das Pilz-Holzhaus im chinesischen Xianyu.
Ein Pilz-Wohnhaus im Kiefernwald in China
In der Kategorie «Architecture+Joy» gewann dieses Pilz-Wohnhaus in der Stadt Xianyu in China den Jury-Preis. Das Objekt aus der Feder des chinesischen ZJJZ Ateliers steht in einem Wald in der Nähe des «Fairy Lakes», einem See der mit einer 1600 Jahre alten chinesischen Sage verbunden ist, nach der sich dort einst eine Fee und ein Bauer ineinander verliebt haben sollen.
Das «Mushroom»-Haus liegt auf einer erhöhten Stahlkonstruktion und setzt sich aus zwei Volumen zusammen: Einem Hauptbereich mit einem Panoramafenster und einem Loft mit einem kegelförmigen Dach. Das Dach ist aus Kiefernholz gefertigt, der Rest mit granolithischem Beton verkleidet. Beide Materialien sollen mit der Zeit und der dort herrschenden Feuchtigkeit ihre Farbe verändern, so dass sich das Pilzhaus harmonisch in die natürliche Umgebung integriert.
«Striatus»-Brücke aus gedruckten Betonblöcken in Venedig
In der Kategorie «Architecture+Concrete» konnte sich ein Projekt mit Schweizer Beteiligung durchsetzen: Die «Striatus»-Brücke in den Giardini della Marinaresse in Venedig hat den Jury-Preis gewonnen. Entstanden ist das Bauwerk im Rahmen eines Projekts der Block Research Group der ETH Zürich und der Computation and Design group von Zaha Hadid Architects.
Die kunstvoll geschwungene Fussgängerbrücke kommt komplett ohne Mörtel oder Armierungsstahl aus. Denn gebaut wurde sie aus vorgefertigten 3D-Druck-Betonblöcken, die sich wie bei alten Steinbrücken zu Bögen ergänzen. Die Bausteine stabilisieren sich einzig durch die Geometrie des Bauwerks und kommen so ganz ohne Armierungsstahl aus.
Mehr zur Brücke in Venedig unter: www.baublatt.ch/striatus
Quelle: Roland Halbe
Jury-Gewinner in der Kategorie «Hall / Theater»: Die Konzerthalle in Andermatt.
Konzerthalle in Andermatt: Eine «Betonkiste» für Musik
Ebenfalls über einen Architizer-Award konnten sich die Studio Seilern Architects aus London für ihre Konzerthalle in Andermatt UR freuen. Die Jury wählte das Bauwerk in der Kategorie «Hall / Theater» zum Sieger. Mit dem Projekt wurde ein bestehender unterirdischer Raum – eine im Boden eingelassene «Betonkiste», die ursprünglich für Kongresse und Veranstaltungen der umliegenden Hotels vorgesehen war – zu einer Konzerthalle umfunktioniert.
Dafür wurde unter anderem ein grosser Teil des Dachs angehoben, um das akustische Volumen der Halle zu verdoppeln und Platz für ein 75-köpfiges Sinfonieorchester und insgesamt 663 Zuschauerplätze zu schaffen. Durch eine Glasfassade wird die Konzerthalle mit natürlichem Licht beleuchtet. Im Juni 2019 wurde der Bau eröffnet.
Mehr zum Bau und der Architektur der Konzerthalle lässt sich in
einem Baublatt-Artikel von 2020 erfahren: www.baublatt.ch/konzerthalle