Archäologische Stolpersteine beiseite geräumt
Wo in Biel während der Expo.02 Tausende von Besuchern flanierten, soll mit „Agglolac“ ein ganzer Stadtteil entstehen. Obwohl der künftige Standort des Quartiers archäologisch besonders wertvoll ist, kann das Land bebaut werden. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege (EKD).
Betroffen vom Projekt ist das Seeuferbecken, das je zur Hälfte Biel und Nidau gehört. Hier soll ein von Kanälen durchzogener, neuer Stadtteil entstehen mit Raum für 1500 bis 2000 Einwohner. Insgesamt sind 80 Prozent der Bruttogeschossflächen Wohnungen vorbehalten. Daneben sind zwei Hochhäuser mit einer maximalen Höhe von 50 Metern vorgesehen. Realisiert werden soll die kleine Wasserstadt in Zusammenarbeit mit einem privaten Partner.
Dass auf dem Areal archäologische Kulturschichten vorhanden sind, ist schon länger bekannt. Zur genaueren Abklärung führte der Archäologische Dienst des Kantons Bern vergangenes Jahr umfangreiche Sondiergrabungen durch und stiess dabei unter anderem auf weitere Überreste von Pfahlbauten. Parallel dazu holte die Berner Erziehungsdirektion bei der EKD ein Gutachten ein. Wie die Erziehungsdirektion mitteilt, bestätige dieses „den hohen wissenschaftlichen und kulturellen Wert der Fundschichten“. Zudem hält das Gutachten fest, dass Agglolac auch in einem sogenannten ISOS-Gebiet zu liegen käme; der künftige Baugrund ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung aufgelistet.
Baugrund im Bundesinventar schützenswerter Ortsbilder
Laut dem Gutachten ist die Qualität der Kulturschichten allerdings nicht überall gleich hoch. Darum empfehlen die Autoren, die bedeutendsten Teile der Fundstelle unter Schutz zu stellen und schreiben aber auch, dass auch eine Überbauung der Bereiche mit archäologischen Kulturschichten möglich ist, sofern über den Fundschichten gebaut wird (Bodenplatte mit minimaler Pfählung) oder indem Rettungsgrabungen gemacht werden.
In weiteren Planungsschritten müssten nun optimale Lösungen betreffend Schutz der Kulturschichten, Finanzierung der Rettungsgrabungen, geotechnischer Machbarkeit, Ortsbildschutz und Wirtschaftlichkeit aufgezeigt werden, teilt die Erziehungsdirektion mit. (mai/mgt)